London / Rotterdam – Dem niederländisch-britischen Konsumgüterkonzern Unilever hat sein Sparkurs im vergangen Jahr auf die Sprünge geholfen. Der auf die Anteilseigner entfallende Gewinn stieg 2017 dank kräftiger Einsparungen um knapp 17 Prozent auf gut 6 Milliarden Euro, wie der Hersteller von Dove-Seife, Axe-Duschgel und Lipton-Tee am Donnerstag mitteilte. Die Einführung einer Reihe neuer Pflegeprodukte sowie Zukäufe sorgten dafür, dass der Konzern beim Umsatz etwas besser abschnitt als von Experten erwartet.
Mit 53,7 Milliarden Euro setzte Unilever annähernd 2 Prozent mehr um als im Vorjahr. Geschuldet war das Plus vor allem einer gestiegen Nachfrage in Ländern wie Indien und China. In Europa und Nordamerika schwächelte das Geschäft hingegen. In diesen Regionen wird der Wettbewerb vor allem über den Preis geführt. Das bekam Unilever insbesondere in Frankreich und Deutschland zu spüren, wo Discount-Riesen wie Aldi oder Lidl wenig Spielraum für Preisanhebungen lassen.
Der Konzern, der im vergangenen Jahr erfolgreich einen Übernahmeversuch des US-Konzerns Kraft Heinz abgewehrt hatte, war 2017 selbst recht erfolgreich auf Einkaufstour. Elf Unternehmen kaufte Unilever im Jahresverlauf hinzu. Ende des Jahres kündigte der Konzern den Verkauf seines Geschäfts mit Brotaufstrichen (Rama, Becel) an den Finanzinvestor KKR an.
«Wesentlich besser für den Wettbewerb gerüstet»
Die Ablehnung der 143 Milliarden Dollar schweren Offerte von Kraft Heinz hatte aber auch Fragen nach der Schlagkraft von Unilever aufgeworfen. Um zu zeigen, dass es auch alleine geht, hatte Konzernchef Paul Polman einen Konzernumbau gestartet, der inzwischen erste Früchte trägt. Stellen wurden gekappt, Sparten zusammengeführt und schwächelnde Geschäfte wie das rund um die Margarine abgetrennt. Heute sei Unilever bereits wesentlich besser für den Wettbewerb gerüstet, sagte Polman.
Bis 2020 will Unilever etwa 6 Milliarden Euro einsparen und die bereinigte operative Marge auf 20 Prozent heben. Für diese Ziele sei man gut unterwegs, so Polman. Bereits 2017 hätten 2 Milliarden Euro gespart werden könne – und damit mehr als gedacht. Bei der Marge erreichte Unilever vergangenes Jahr 17,5 Prozent. Im laufenden Jahr will Unilever den Umsatz um 3 bis 5 Prozent steigern und die Marge verbessern.
Angehen will Unilever noch das Thema doppelter Firmensitz. Bislang gibt es eine Zentrale in den Niederlanden (Rotterdam) und eine in Grossbritannien (London). Gezögert hatte Unilever bislang wegen der politischen Unsicherheit rund um den Brexit. In den kommenden Wochen werde die Überprüfung der Doppelstruktur abgeschlossen sein, sagte Polman am Donnerstag. (awp/mc/ps)