Zürich – Die 100 grössten Luxusgüterunternehmen der Welt haben im Geschäftsjahr 2016 einen Umsatz von USD 217 Milliarden erwirtschaftet. Gleichzeitig wuchsen sie aber langsamer als in den Vorjahren: Die durchschnittliche Wachstumsrate lag bei 1% und ist damit um 6 Prozentpunkte niedriger als ein Jahr zuvor, wie dem jährlichen Global Powers of Luxury Goods Bericht von Deloitte zu entnehmen ist. Die Schweiz bleibt einer der stärksten Luxusgütermärkte mit drei Unternehmen unter den Top 12, die vor allem Luxusuhren herstellen. Die drei grössten Schweizer Unternehmen haben jedoch alle jeweils einen Platz im Ranking eingebüsst, was vor allem auf den starken Schweizer Franken und einen Rückgang im Tourismus zurückzuführen ist. Um im sich schnell ändernden Umfeld behaupten zu können und in neuen Märkten erfolgreich zu sein, setzen Luxusunternehmen zunehmend auf digitale Konnektivität, sprechen die immer mobileren Konsumenten spezifisch an und setzen neue Geschäftsmodelle um.
Der aktuelle Bericht umfasst eine Auflistung und Analyse der weltweit 100 grössten Luxusgüterunternehmen, die sich auf öffentlich verfügbare Daten zum konsolidierten Umsatz mit Luxusgütern im Geschäftsjahr 2016 (inklusive Geschäftsjahre, die innerhalb der zwölf Monate per 30. Juni 2016 endeten) stützt. Ferner werden im Bericht die wichtigsten Trends, die am Luxusgütermarkt dominieren, sowie der globale Wirtschaftsausblick erörtert.
Die 100 grössten Luxusgüterunternehmen der Welt erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2016 einen Umsatz von USD 217 Milliarden; dies ist ein geringes Wachstum von USD 5 Milliarden (+1%) gegenüber dem Vorjahr[1]. Die Branche ist weiterhin durch eine hohe wirtschaftliche Konzentration gekennzeichnet: Die zehn grössten Unternehmen machen 47% des Gesamtumsatzes aller 100 Unternehmen aus. Die fünf grössten Unternehmen – LVMH, Estée Lauder, Richemont, Luxottica und Kering – behaupteten ihre Position in der Führungsgruppe.
«Obwohl wir in den letzten Jahren einen Wachstumsknick in der Branche erlebt haben, scheint das Geschäftsjahr 2016 für die meisten Unternehmen den Tiefpunkt des Abschwungs zu markieren. Das Wachstum der Luxusgüterindustrie wird sich im Gegensatz zu vielen anderen Branchen fortsetzen», ist Karine Szegedi, Partnerin und zuständig für Fashion & Luxury bei Deloitte Schweiz, überzeugt. «Was Luxus für die Konsumenten bedeutet, verändert sich von einer Betonung des Körperlichen zu einer Konzentration auf das Erlebte und darauf, wie sich Luxus anfühlt. Premium-Qualität ist nach wie vor ein Muss; und die Verbraucher haben ein Auge für handwerkliches Können und handgefertigte Produkte.»
Schweizer Markt dominiert von Richemont, Swatch und Rolex
Im untersuchten Jahr befinden sich neun Schweizer Unternehmen unter den Top 100. Die Umsätze der Schweiz werden nach wie vor von Richemont, Swatch und Rolex dominiert, die zusammen 87% des Umsatzes der neun Schweizer Unternehmen unter den Top 100 ausmachen. Alle drei Schweizer Luxusgüterriesen mit einem Umsatz von jeweils mehr als 5 Milliarden US-Dollar fielen aufgrund der rückläufigen Umsätze um einen Platz zurück. Richemont liegt auf Platz 3, die Swatch Group wurde von L’Oréal überholt und liegt nun auf Platz 7, während Rolex auf Platz 12 zurückfällt.
«Einen grossen Teil ihres Geschäfts generieren die Schweizer Luxusgüterunternehmen ausserhalb der Schweiz. Sie spürten damit weiterhin die Auswirkungen des starken Schweizer Frankens sowie den Rückgang der Touristenströme in die Schweiz und Europa. Angesichts des inzwischen wieder schwächeren Frankens und des sich verbessernden makroökonomischen Umfeld sowie der Umstellung der Schweizer Unternehmen auf digitale Technologien und Geschäftsmodelle sind wir für die kommenden Jahre optimistisch», sagt Karine Szegedi. Die positive Umsatz- und Margenentwicklung bei Swatch für das Geschäftsjahr 2017 und die Zahlen des am 31. März 2018 abgeschlossenen Geschäftsjahres von Richemont bestätigen diese Tendenzen.
Die Schweizer Unternehmen verzeichneten im Geschäftsjahr 2016 die zweitschlechteste Umsatzentwicklung mit einem Umsatzrückgang von 5,1% nach einem Wachstum von 3,6% in der letzten Periode. Das einzige Schweizer Unternehmen, das 2016 ein zweistelliges Umsatzwachstum erzielte, ist – zum zweiten Mal in Folge – der Uhrmacher Richard Mille mit beeindruckenden 21,6%.
In der Schweiz dreht sich alles um Uhren
So wie Italien weltweit führend in der Mode ist, ist die Schweiz unübertroffen in der Herstellung von Luxusuhren: Acht der neun Schweizer Unternehmen unter den Top 100 sind Uhrmacher. Ihre starken Marken sind äusserst präsent in den Schaufenstern von Juwelieren auf der ganzen Welt, zudem bauen sie auch ihr eigenes Filialnetz laufend aus. Der Luxusgüterhersteller Richemont beispielsweise erzielt fast 30% seines Umsatzes mit Luxusuhrenmarken wie Vacheron Constantin oder Jaeger-LeCoultre.
«Die Schweizer Luxusgüterindustrie und speziell die Uhrenindustrie sind wieder auf Wachstumskurs. Ihre Widerstandsfähigkeit beruht auf ihrer Positionierung in der Feinuhrmacherei und ihrer Strategie, nicht nur in den meisten geografischen Regionen präsent zu sein, sondern auch mit einer starken Präsenz auf den E-Commerce-Plattformen den Online-Markt aktiv zu bedienen. Die durch das Markenerbe und die technische und gestalterische Exzellenz der Schweizer Uhren entstandenen Eintrittsbarrieren sind nur sehr schwer zu überwinden», sagt Karine Szegedi.
Geographische Aufteilung: Italien und Frankreich an der Spitze
Italien ist gemessen an der Zahl der Unternehmen erneut das führende Luxusgüterland, während Frankreich den höchsten Umsatzanteil hat, gefolgt von den USA und der Schweiz. China, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, die Schweiz, Grossbritannien und die USA machten zusammen 83% der Top 100 Luxusgüterunternehmen und 90% der entsprechenden Umsätze aus.
Rasche Marktentwicklung und neue Kundenbedürfnisse
Die Luxusgüterindustrie hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten stark verändert. Verschiedene wirtschaftliche Trends, rasante digitale Veränderungen und wechselnde Vorlieben und Geschmäcker der Kunden schaffen eine neue Wettbewerbslandschaft, in der Unternehmen mit traditionellen Strategien bedroht sind. Nicht-westliche Märkte werden für die Luxusgüterindustrie immer wichtiger. Um dort erfolgreich zu sein, müssen sie ihre Lieferkette perfektionieren, technologische Innovation vorantreiben und sich dem demografischen Wandel anpassen. Diese Faktoren zusammen mit den in den jeweiligen Märten getätigten Investitionen werden dazu beitragen, das starke internationale Wachstum aufrechtzuerhalten.
Angesichts der sich ständig ändernden Kundenpräferenzen, der wachsenden Bedeutung der jüngeren Generationen und der zunehmenden Nutzung mobiler Plattformen ist der nahtlose Wechsel zwischen verschiedenen Kanälen zur Kundenansprache für die Luxusmarken unerlässlich geworden. Wenn diese zu langsam sind, um moderne digitale Verkaufsnetzwerke zu realisieren, laufen sie Gefahr, abgehängt zu werden. (Deloitte/mc/ps)
[1] Das Wachstum von 1,0% gegenüber dem Vorjahr basiert auf den währungsbereinigten Composite-Detailhandelsumsätzen des Geschäftsjahres 2016 der Top-100-Unternehmens. Diese Wachstumsrate wurde bereinigt, um Wechselkursschwankungen von FY2015 bis FY2016 zu berücksichtigen und stellt somit ein echtes Wachstum dar.