US-Apothekenkette Walgreens mit schwachem Geschäft – Kurseinbruch
Deerfield – Ein weiterhin rückläufiges Geschäft mit Covid-Produkten und eine glimpflich verlaufene Grippesaison haben der US-Apothekenkette Walgreens Boots Alliance im abgelaufenen Quartal zugesetzt. Zudem mache sich noch immer das unsichere Umfeld und die Zurückhaltung vieler Kundinnen und Kunden bemerkbar, teilte das im US-Leitindex Dow Jones notierte Unternehmen am Dienstag in Deerfield mit. Der Vorstand kürzte wegen des anhaltend herausfordernden Umfelds seine Gewinnprognosen für das Jahr und kündigte zugleich härtere Sparmassnahmen an.
An Finanzmarkt kamen die Nachrichten schlecht an: Für die schon länger unter Druck stehende Aktie ging es vorbörslich um fast neun Prozent auf 28,87 Dollar abwärts. Damit könnte ihr Kurs im regulären Handel auf ein Rekordtief fallen. RBC-Analyst Ben Hendrix sprach von verfehlten Erwartungen im Zuge eines schwachen Geschäfts mit Impfungen und Tests rund um Covid. Laut Evercore-Expertin Elizabeth Anderson war vor allem das unerwartet schwache Apothekengeschäft in den USA ausschlaggebend für das schwierige Quartal.
Laut der neuen Prognose des Managements dürfte der bereinigte Gewinn je Aktie im noch bis Ende August laufenden Geschäftsjahr 2022/23 nun auf 4,00 bis 4,05 Dollar zurückgehen. Zuvor hatte das Management um Chefin Rosalind Brewer noch 4,45 bis 4,65 Dollar anvisiert. In dritten Geschäftsquartal bis Ende Mai konnte Walgreens Boots Alliance den Wert zwar trotz des schwachen Covid-Geschäfts im Vergleich zum Vorjahr um gut 3 Prozent auf 1 Dollar steigern. Dies war jedoch weniger als von Analysten erwartet.
Inklusive aller Sondereffekte musste der Konzern einen Gewinneinbruch um fast 60 Prozent verkraften. Dabei schlugen unter anderem Wertminderungen im Zusammenhang mit Lizenzen in Grossbritannien negativ zu Buche.
Dadurch geriet der Konzern trotz einer Umsatzsteigerung um knapp 9 Prozent auf 35,4 Milliarden Dollar (rund 32,5 Mrd Euro) im operativen Geschäft noch stärker in die roten Zahlen als vor einem Jahr. Letztlich sicherte der Verkauf seiner restlichen Anteile am Arzneimittelgrosshändler Amerisourcebergen sowie am Infusionsspezialisten Option Care Health unter dem Strich einen Gewinn von 118 Millionen Dollar. Ein Jahr zuvor hatte die Kette allerdings mit 289 Millionen Dollar noch fast das Zweieinhalbfache verdient.
Konzernchefin Brewer spitzt jetzt den Rotstift und hob das Ziel für das laufende Sparprogramm an: Bis 2024 sollen die Kosten statt zuvor geplanter 3,5 Milliarden um insgesamt 4,1 Milliarden Dollar heruntergehen. Der Konzern werde hierfür sofortige Massnahmen ergreifen, hiess es. Auf diese Weise soll das Unternehmen im kommenden Jahr wieder ein nachhaltiges Ergebniswachstum im Tagesgeschäft erzielen. (awp/mc/ps)