US-Arbeitsmarkt überrascht mit hohem Beschäftigungsaufbau

USA

Washington – Die US-Wirtschaft hat im Juni nach dem Rückschlag im Vormonat erheblich mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Grosse Auswirkungen auf die Geldpolitik der US-Notenbank erwarten Experten nicht. Die Finanzmärkte reagierten nur vorübergehend auf die Daten.

Ausserhalb der Landwirtschaft kamen im Juni 287 000 Beschäftigte hinzu, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Zuletzt ist der Beschäftigungsaufbau im Oktober 2015 höher ausgefallen. Volkswirte hatten im Mittel mit einem Anstieg um 180 000 Stellen gerechnet.

Vollbeschäftigung in Sicht
Der Jobaufbau in den beiden Vormonaten wurde allerdings um insgesamt 6 000 Stellen nach unten korrigiert. Im Mai waren nach revidierten Zahlen nur 11 000 Stellen geschaffen worden. Schwächer war die Beschäftigungsentwicklung zuletzt im September 2010 gewesen. Allerdings war der Wert im Mai durch einen Streik bei dem grossen Telekommunikationsunternehmen Verizon besonders belastet worden.

Der längerfristige Trend am Arbeitsmarkt dürfte sich aber trotz der guten Daten nach Einschätzung der Commerzbank abschwächen. Schliesslich nähere sich die US-Wirtschaft der Vollbeschäftigung an, weshalb weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Ein geringerer Stellenaufbau sei daher kein Schwächezeichen.

Fed dürfte auf Brexit schauen
Die Erwartungen an eine baldige Leitzinsanhebung durch die US-Notenbank sind allerdings nur wenig gestiegen. So schätzen die Märkte die Wahrscheinlichkeit für eine Leitzinsanhebung auf der Sitzung Ende Juli derzeit auf nur neun Prozent. Dabei befindet sich der US-Arbeitsmarkt laut Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in einer «exzellenten Verfassung». Der US-Arbeitsmarktbericht scheide jedoch vorerst als Richtbarometer für die US-Zinspolitik aus. «Die Folgen des britischen Brexit-Votums werden auch auf den Fluren der Washingtoner Notenbank zum Gesprächsthema Nummer eins», so Gitzel.

Die Arbeitslosenquote stieg hingegen überraschend stark an. Die Arbeitslosenquote legte von 4,7 Prozent im Vormonat auf 4,9 Prozent zu. Volkswirte hatten zwar einen Anstieg erwartet, aber nur auf 4,8 Prozent. Verantwortlich für diese Entwicklung war, dass sich mehr Menschen arbeitssuchend gemeldet haben. Ökonomen beschrieben dies jedoch als eine Gegenbewegung zum Vormonat. Im Mai hatte die Quote den tiefsten Stand seit 2007 erreicht.

Stundenlöhne enttäuschen
Eher enttäuschend war auch die Entwicklung der Stundenlöhne. Sie erhöhten sich zum Vormonat um 0,1 Prozent. Ökonomen hatten mit plus 0,2 Prozent gerechnet. Im Mai hatte der Anstieg 0,2 Prozent betragen. Im Jahresvergleich stiegen die Löhne im Juni um 2,6 Prozent und damit ebenfalls 0,1 Prozentpunkte schwächer als erwartet. Im Vormonat hatte der Zuwachs bei 2,5 Prozent gelegen.

Die Märkte reagierten nur mit vorübergehenden Kursausschlägen. Der US-Dollar wurde durch die Daten zunächst beflügelt. So sank der Eurokurs zeitweise bis auf 1,1002 Dollar, nachdem er zuvor noch bei 1,1080 Dollar notiert hatte. Zuletzt wurde er jedoch wieder mit 1,1053 Dollar gehandelt. (awp/mc/pg)

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