US-Autometropole Detroit ist pleite

US-Autometropole Detroit ist pleite

Sinnbild des Untergangs: Abbruch einer Autofabrik in Detroit.

Detroit – Die einst stolze US-Autometropole Detroit ist nach Jahrzehnten des Niedergangs pleite. Die hoch verschuldete Stadt im US-Staat Michigan meldete offiziell Insolvenz an. Es ist die grösste Städtepleite in der Geschichte der USA. Ein Schuldenberg von mehr als 18 Milliarden Dollar lastet auf «Motor City». «Das ist ein schwieriger, schmerzvoller Schritt», sagte der Gouverneur von Michigan, Rick Snyder, in einer Ansprache.

Der Schuldenstand aber sei unhaltbar. Erst durch den Antrag auf Gläubigerschutz könne die Stadt wieder auf den richtigen Weg gelangen. Mit einem Gläubigerschutz unter Kapitel 9 des US-Insolvenzrechts soll Detroit nun saniert werden. Wirtschaftsexperte Kevyn Orr, der Detroits marode Finanzen sanieren und die Stadt vor der Pleite retten sollte, sah in einem Gutachten «keine zumutbare Alternative». Synder sagte, die massiven Finanzprobleme seien zu lange ignoriert worden. Mit den Möglichkeiten des Gläubigerschutzes solle Detroit nun wieder auf eine solide finanzielle Grundlage gestellt werden.

Das Ende eines amerikanischen Traums
Die Stadt im Nordosten der USA an der Grenze zu Kanada war einst eine blühende Industrie-Metropole, begründet vor allem durch die «Big Three», die drei grossen US-amerikanischen Autobauer General Motors , Ford und Chrysler. Noch immer haben sie in Detroit und im Grossraum Detroit ihren Sitz. Vor 100 Jahren startete Henry Ford in Detroit mit der Fliessband-Produktion seines «Tin Lizzy» (Blechliesl) genannten Model-T und schrieb damit Geschichte.

Noch in den 50er Jahren war Detroit mit 1,8 Millionen Einwohnern die zweitgrösste Stadt der USA, stolz «Motown» oder «Motor City» genannt. Seither aber ging es in mehreren Krisenwellen steil bergab. In den vergangenen Jahrzehnten erlebte die Stadt einen einzigartigen Niedergang. Mit den Krisen der Autoindustrie schlossen viele Fabriken oder wurden in die umliegenden Städte verlagert, Tausende verloren ihre Jobs, ganze Wirtschaftszweige wanderten ab. Die Folge war eine hohe Arbeitslosenquote, die Steuereinnahmen brachen ein. Heute zählt Detroit nur noch rund 700 000 Einwohner.

Hohe Kriminalität, riesige Bauruinen
Seit langem gehört Detroit zu den grössten sozialen Brennpunkten der Vereinigten Staaten mit hoher Kriminalität und riesigen Bauruinen mitten im Zentrum. Vor allem Downtown Detroit gleicht seit Jahren einer Geisterstadt mit maroden Häusern und einer vernachlässigten Infrastruktur. Viele Geschäfte stehen leer, es sind kaum Menschen auf den Strassen.

Autokonzerne haben sich gesund geschrumpft
Zwar geht es den drei grossen Autokonzernen nach dem Absturz in der Finanzkrise vor ein paar Jahren inzwischen wieder vergleichsweise gut. Dies liegt aber auch daran, dass sie sich gesundgeschrumpft haben. Der Niedergang der Stadt wurde nicht gestoppt. Nur noch einmal im Jahr ist Detroit Mittelpunkt der Autowelt, wenn sich im Januar bei der traditionellen Detroit Auto Show die Branche trifft.

Gibt es ein «Comeback»
Zuletzt war Detroit kaum mehr fähig, die Kosten für seine Strassenbeleuchtung zu zahlen. Einsätze von Polizei und Feuerwehr wurden auf die wichtigsten Notrufe reduziert, die Müllabfuhr kam zu spät, und Müllsäcke häuften sich vor den Häusern. Snyder sprach in einem an den Insolvenzantrag angehängten Brief von einer «verfehlten Pflicht gegenüber den Bürgern».

Detroit soll nun saniert werden. Ein Umstrukturierungsplan sieht laut Snyder vor, dass in den nächsten zehn Jahren 1,25 Milliarden Dollar in die Infrastruktur gesteckt werden – in Polizei und Feuerwehr, Müllabfuhr oder Strassenbeleuchtung. Das Ziel sei ein «Comeback» der Stadt. (awp/mc/upd/pg)

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