Washington – Der amerikanische Arbeitsmarkt hat zu Jahresbeginn kein einheitliches Bild abgegeben. Während der Beschäftigungsaufbau deutlich über den Erwartungen von Experten lag, enttäuschte die Lohnentwicklung. Gerade letztere ist für die Geldpolitik der US-Notenbank von grosser Bedeutung, weil Lohnsteigerungen die Inflation stark beeinflussen. Die Arbeitslosigkeit stieg unterdessen leicht an, die Teilnahme am Arbeitsmarkt allerdings auch.
Wie das Zahlen des US-Arbeitsministeriums vom Freitag hervorgeht, hat die amerikanische Wirtschaft im Januar 227 000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Das waren mehr Stellen, als Analysten erwartet hatten. Im Mittel waren sie von einem Zuwachs um 180 000 Stellen ausgegangen. Sowohl im Produzierenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor zog der Stellenaufbau an. Als Wermutstropfen wurde der Jobaufbau in den beiden Vormonaten Dezember und November um insgesamt 39 000 Stellen niedriger ausgewiesen als bisher bekannt.
Arbeitslosigkeit steigt leicht
Die Arbeitslosenquote erhöhte sich unterdessen leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent. Allerdings bleibt die Arbeitslosigkeit im längeren Vergleich niedrig. So hatte die Arbeitslosenquote im November mit 4,6 Prozent den niedrigsten Stand seit dem Vorkrisenjahr 2007 erreicht. Viele Bankvolkswirte halten derartige Niveaus mit Vollbeschäftigung vereinbar. Hinzu kommt, dass die Erwerbsquote im Januar anstieg. Es drängten also mehr Bewerber auf den Arbeitsmarkt, was als positives Zeichen gesehen werden kann.
Schwache Lohnentwicklung
Enttäuschend fiel allerdings die Entwicklung der Löhne und Gehälter aus. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen im Monatsvergleich um 0,1 Prozent und im Jahresvergleich um 2,5 Prozent. Das lag nicht nur unterhalb der Markterwartungen, die Zuwächse waren auch schwächer als in den Monaten zuvor. Der Lohnentwicklung wird eine grosse Rolle für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed beigemessen, weil steigende Löhne eine wichtige Voraussetzung für höhere Inflationsraten sind. Während die Fed ihr Beschäftigungsziel als überwiegend erreicht ansieht, ist sie unzufrieden mit der vergleichsweise schwachen Teuerung.
US-Dollar unter Druck
An den Finanzmärkten geriet der US-Dollar nach den Daten tendenziell unter Druck. Auch die Renditen amerikanischer Staatsanleihen gaben etwas nach. Beides kann als Hinweis darauf gedeutet werden, dass Anleger den Arbeitsmarktbericht als eher schwach interpretierten und deshalb vorerst keine Zinsanhebung durch die US-Notenbank erwarten. Die Fed hatte ihren Leitzins zuletzt im Dezember angehoben. Es war erst die zweite Anhebung nach der schweren globalen Finanzkrise im vergangenen Jahrzehnt. (awp/mc/pg)