US-Handelsdefizit auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren
Washington – Das Defizit der USA im Aussenhandel ist im Jahr 2018 auf den höchsten Stand seit über zehn Jahren gestiegen. Im Gesamtjahr stieg das Defizit auf 621 Milliarden Dollar, wie das US-Handelsministerium am Mittwoch mitteilte. Dies ist ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 12,5 Prozent oder 68,8 Milliarden Dollar. Höher was das Defizit zuletzt im Jahr 2018. Die Daten könnten US-Präsident Donald Trump in seiner harten Haltung im Handelsstreit mit China und anderen Regionen bestärken.
Auch zum Jahresende deutete sich trotz der scharfen Zollpolitik von Trump keine Verbesserung ab. Das Minus weitete sich im Dezember um 9,5 Milliarden auf 59,8 Milliarden Dollar (52,8 Mrd Euro) aus. Das ist der höchste Fehlbetrag seit Oktober 2008. Das Defizit des Vormonats wurde um 1,0 Milliarden Dollar auf 50,3 Milliarden Dollar noch oben revidiert.
Rückläufige Exporte – steigende Importe
Die Exporte gingen im Dezember um 1,9 Prozent zum Vormonat auf 205,1 Milliarden Dollar zurück. Dies ist der stärkste Rückgang seit Anfang 2016. Es wurden vor allem weniger Passagierflugzeuge, Rohölprodukte und Getreide exportiert. Die Importe stiegen hingegen um 2,1 Prozent auf 264,9 Milliarden Dollar.
Zuletzt hat das in den USA im Vergleich zu anderen Regionen höhere Wachstum die Importe noch angetrieben und das Defizit so ausgeweitet. Gleichzeitig wurden die US-Exporte durch den hohen Dollar-Wechselkurs und zusätzliche Zölle belastet.
Trump-Politik verschärft die Situation
Trump hatte das hohe Handelsbilanzdefizit immer wieder kritisiert. Zur Defizitverringerung übt Trump Druck auf grosse Handelspartner wie China oder die EU aus, damit diese mehr aus den USA importieren und führte neue Zölle ein. Wirkungsvoll war seine Politik aber bisher offenbar nicht. Tatsächlich stieg das Defizit mit China im Jahr 2018 auf einen Rekordwert von 419,2 Milliarden Dollar.
Laut Ökonomen hat Trump mit seiner Politik sogar zu einer Ausweitung des Defizits im vergangenen Jahr beigetragen. Viele Importeure beeilten sich und bestellten vor dem Inkrafttreten neuer Zölle chinesische Waren. Andererseits führten die Einfuhrzölle, die China als Reaktion auf die Politik Trumps eingeführt hat, zu einem Rückgang von US-Exporten nach China. So fielen die Exporte von Sojabohnen im Jahr 2018 um vier Milliarden Dollar.
Zudem haben die von Trump ausgelösten Handelskonflikte laut Ökonomen zu einer Belastung des Wachstums der Weltwirtschaft geführt. Angesichts der schwächeren Konjunktur haben China und die EU auch weniger aus den USA importiert.
Auch Steuerreform wirkt sich negativ aus
Einen wesentlichen Grund für die Ausweitung des Defizits im vergangenen Jahr sehen Experten auch ausgerechnet in Trumps Steuerreform. Durch die geringeren Abgaben an den Fiskus hatten Unternehmen und Verbraucher mehr Geld übrig, was auch die Nachfrage nach importierten Waren deutlich angekurbelt haben dürfte.
Um Zölle zu verhindern, will die EU ein Abkommen mit den USA erreichen, dass Zollfreiheit auf alle Industrieprodukte vorsieht. Deswegen ist Handelskommissarin Cecilia Malmström in Washington, wo sie am Mittwoch mit dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer sprechen wollte. Sie will ihn unter anderem darüber in Kenntnis setzen, wie weit die Vorbereitungen für offizielle Handelsgespräche auf EU-Seite gediehen sind. Bisher hat Malmström von den Mitgliedsstaaten noch kein Verhandlungsmandat, Länder wie Frankreich und Belgien wollen noch abwarten. (awp/mc/pg)