Washington – Die hohe Inflation in den USA schwächt sich weiter ab, allerdings ist sie zu Jahresbeginn nur leicht gesunken. Im Januar stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,4 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Es ist der niedrigste Anstieg seit Oktober 2021. Bankökonomen hatten im Schnitt jedoch einen deutlicheren Rückgang von 6,5 Prozent im Dezember auf 6,2 Prozent erwartet.
Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent. Besonders deutlich legten die Mieten zu, die laut Ministerium fast die Hälfte des monatlichen Anstiegs ausmachten. Lebensmittel, Kraftstoffe und Erdgas waren ebenfalls teurer. Die Kerninflation, die ohne volatile Energie- und Lebensmittelpreise berechnet wird, betrug im Jahresvergleich 5,6 Prozent und im Monatsvergleich 0,4 Prozent. Auch hier war die Jahresrate rückläufig, sie sank jedoch ebenfalls nicht so deutlich wie erwartet.
Inflationsdaten stehen derzeit besonders im Blick, weil sie für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed von hoher Bedeutung sind. Im vergangenen Jahr hat sich die Fed mit sehr kräftigen Zinsanhebungen gegen die ausufernde Inflation gestemmt. Seit Ende 2022 hat sie ihr Straffungstempo jedoch verringert. Anleger und Analysten fragen sich, wie lange die Fed ihre Zinsen angesichts der sinkenden Teuerungsraten überhaupt noch anheben wird.
«Die Fed kann noch nicht zufrieden sein»
«Die Fed kann noch nicht zufrieden sein», kommentierten Volkswirte der Commerzbank angesichts der nur langsam sinkenden Inflation. Fed-Chef Jerome Powell hat zuletzt mehrfach deutlich gemacht, dass die Notenbank noch nicht am Ende mit Zinsanhebungen ist. An den Finanzmärkten werden jedoch schon für die zweite Jahreshälfte Zinssenkungen erwartet, wenngleich sich diese Erwartung zuletzt etwas abgeschwächt hat. Hintergrund ist die Furcht, die Fed könnte die Wirtschaft mit ihrer straffen Geldpolitik abwürgen und in eine Rezession treiben.
An den Finanzmärkten sorgten die mit Spannung erwarteten Daten für deutliche Bewegung, die jedoch nicht immer nachhaltig waren. Der US-Dollar profitierte von den Daten, der Euro geriet leicht unter Druck. Am Kapitalmarkt legten die Renditen von US-Staatsanleihen zu – ein Hinweis auf die Erwartung weiterer Fed-Zinsanhebungen. Die Aktienmärkte nahmen die Zahlen negativ auf. (awp/mc/ps)