Washington – Die hohe Inflation in den USA zeigt sich nach wie vor von ihrer hartnäckigen Seite. Zwar ist die Teuerung im April weiter zurückgegangen, allerdings nur leicht. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,9 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Das ist der niedrigste Anstieg seit zwei Jahren. Der US-Notenbank Fed dürfte der zähe Rückgang aber nicht gefallen.
Analysten hatten für April damit gerechnet, dass die Inflationsrate auf dem Vormonatswert von 5,0 Prozent verharrt. Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise um 0,4 Prozent. Dies lag im Rahmen der Erwartungen. Den grössten Anteil zum Preisanstieg steuerten laut Ministerium die Mieten und die Gebrauchtwagenpreise bei. Auch die Kraftstoffpreise legten zu, während andere Energieträger günstiger wurden. Die Lebensmittelpreise stagnierten auf Monatssicht.
Kerninflation bei 5,5 Prozent
Die Kerninflation fiel von 5,6 auf 5,5 Prozent. Bei dieser Rate werden schwankungsfreudige Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert. Im Monatsvergleich stieg die Kernteuerung wie auch der Gesamtpreisindex um 0,4 Prozent. Nach Meinung von Ökonomen gibt die Kerninflation den allgemeinen Preistrend besser wieder als die Gesamtrate.
Inflationsdaten stehen derzeit besonders im Fokus, weil sie für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed von grosser Bedeutung sind. Die Federal Reserve hat zuletzt die Möglichkeit einer Zinspause in den Raum gestellt, sich aber nicht darauf festgelegt. Seit gut einem Jahr stemmen sich die Währungshüter mit starken Zinsanhebungen gegen die hohe Teuerung.
Baldige Zinssenkungen?
Bankvolkswirte wollten nach den Zahlen keine Entwarnung für die Federal Reserve geben. «Zwar hat die Inflation ihren Höhepunkt überschritten, doch geht der Rückgang sehr langsam vonstatten», heisst es in einem Kommentar von Analysten der Commerzbank. Das unterliegende Inflationsproblem sei nicht gelöst.
An den Finanzmärkten wird das offenbar etwas anders gesehen. So wird damit gerechnet, dass die Fed schon im laufenden Jahr auf die schwächere Konjunktur reagiert und wieder mit Zinssenkungen beginnt. Derartige Spekulationen seien verfehlt, kommentierten Christoph Balz und Bernd Weidensteiner von der Commerzbank.
An den Märkten gaben der US-Dollar und die Renditen amerikanischer Staatsanleihen nach Veröffentlichung der Daten nach. An der Börse wurden die Zahlen dagegen freundlich aufgenommen. Das deutet darauf hin, dass die Anleger zumindest von keinen weiteren Zinsanhebungen ausgehen. Perspektivisch dürfte sogar verstärkt auf eine lockerere Geldpolitik gesetzt werden. (awp/mc/pg)