US-Inflation steigt im Dezember stärker als erwartet
Washington – Der Preisauftrieb in den USA hat sich im Dezember unerwartet deutlich beschleunigt. Die Erwartungen auf eine baldige Leitzinssenkung in den USA wurde so gedämpft. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,4 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit 3,2 Prozent gerechnet. Im November hatte die Rate noch bei 3,1 Prozent gelegen.
Getrieben wird die Inflation im Jahresvergleich durch gestiegene Preise für Lebensmittel und Mieten. «Die Kosten für das Wohnen sind wieder einmal der Spielverderber gewesen», kommentierte Dirk Chlench, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg. Deren Steigerung habe im Dezember mehr als die Hälfte zum monatlichen Anstieg des Gesamtindex beigetragen. Ein Rückgang der Preissteigerungen beim Wohnen sei zwar überfällig, lasse aber auf sich warten, sagte Chlench.
Im Monatsvergleich stiegen die Preise im Dezember um 0,3 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium weiter mitteilte. Analysten hatten mit lediglich 0,2 Prozent gerechnet. Die Kerninflationsrate sank von 4,0 Prozent im Vormonat auf 3,9 Prozent. Hier hatten Volkswirte einen Rückgang auf 3,8 Prozent erwartet.
Die Kernrate wird von der US-Notenbank Fed besonders beachtet. Sie gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden.
Was macht die Fed?
Die Daten zur Preisentwicklung sind von Bedeutung für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed, die ihre Leitzinsen zuletzt nicht weiter angehoben hat. Experten erwarten in diesem Jahr Zinssenkungen. Über den Zeitpunkt und das Tempo der Zinssenkungen gibt es aber noch grosse Unsicherheit.
«Die Fed dürfte mit dem heutigen Zahlenwerk nicht vollständig zufrieden sein», kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Der Rückgang der Kerninflationsrate sei zwar grundsätzlich erfreulich, doch der Preisdruck gehe nur langsam zurück. «Das Zahlenwerk zeigt, dass eine Zinssenkung bereits in den Frühjahrsmonaten, wie es derzeit an den Finanzmärkten eingepreist ist, zu voreilig ist.» Gitzel erwartet eine erste Zinssenkung erst zur Jahresmitte.
«Argumente für eine rasche Zinssenkung liefern die heutigen Daten nicht», schreiben auch die Volkswirte der Commerzbank. «Die US-Notenbank wird nicht riskieren wollen, dass die durch die raschen Zinserhöhungen gewonnene Glaubwürdigkeit Schaden nimmt, wenn man die Zinsen bereits senkt, bevor sich die Inflation nachhaltig dem Zwei-Prozent-Ziel annähert. Die Commerzbank-Experten erwarten eine Zinssenkung im Mai.
Der Kurs des Euro fiel nach den Daten auf ein Tagestief von 1,0932 US-Dollar. Zuvor hatte er noch knapp unter der Marke von 1,10 Dollar notiert. Die Renditen von US-Staatsanleihen legten nach den Daten zu und erholten sich von vorherigen Verlusten. Der Dax gab nach den Daten etwas nach. (awp/mc/ps)