Washington – Die Inflation in den USA hat im Juli etwas angezogen. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,2 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Der leichte Anstieg der Gesamtinflationsrate sollte nach Einschätzung der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) nicht überbewertet werden. «Die Entwicklung auf den Vorstufen lässt darauf hoffen, dass sich in den kommenden Monaten der abwärts gerichtete Trend fortsetzen wird», kommentierte Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg. Einige Experten setzen nun zunehmend darauf, dass die US-Notenbank Fed ihren Leitzins nun nicht noch weiter anheben wird.
Volkswirte hatten im Schnitt einen etwas stärkeren Anstieg der Inflationsrate auf 3,3 Prozent erwartet. Im Vormonat war die Rate noch deutlich auf 3,0 Prozent gefallen. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Preise im Juli um 0,2 Prozent. Dies war so erwartet worden.
Im Trend ist die Inflation jedoch seit Juni 2022 gefallen. Damals war die Inflationsrate bis auf 9,1 Prozent gestiegen. Lieferkettenprobleme und gestiegene Energiepreise im Zuge des Ukraine-Kriegs hatten die Teuerung nach oben getrieben.
Die Kerninflation fiel im Juli – wie erwartet – von 4,8 auf 4,7 Prozent. Bei dieser Rate werden volatile Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert. Nach Meinung von Volkswirten gibt die Kernteuerung den allgemeinen Preistrend besser wieder als die Gesamtrate.
Volkswirte gehen von einem weiter nachlassenden Preisdruck aus. «Der an der Kernrate gemessene Inflationsdruck sollte in den nächsten Monaten recht niedrig bleiben», schreiben die Commerzbank-Experten. «Denn die Mieten, der wichtigste Ausgabenposten, steigen inzwischen langsamer, und Daten zu den Mieten bei Neuabschlüssen deuten darauf hin, dass der Aufwärtsdruck in Zukunft weiter nachlassen sollte.»
Inflationsdaten stehen derzeit besonders im Fokus, weil sie für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed von grosser Bedeutung sind. Die Fed hatte im Juli nach einer Pause die Zinsen erneut angehoben. Das weitere Vorgehen liess sie jedoch offen.
Die Daten sollten laut Wortberg die US-Notenbank Fed nicht unter Druck setzen, die Zinsen weiter zu erhöhen. Zumal auch die zeitgleich veröffentlichten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stärker gestiegen sind als erwartet. Laut Dirk Chlench, Volkswirt der die Landesbank Baden-Württemberg ist der Zinserhöhungskurs der Fed am «Ende der Fahnenstange» angekommen. Für das erste Halbjahr 2024 erwarte man bereits Zinssenkungen.
Die Reaktionen an den Finanzmärkten hielten sich in Grenzen. Der Dollar weitete zum Euro nur kurzzeitig seine Verluste aus. Auch an den Aktien- und Anleihemärkten gab es nur eine kurzzeitige Reaktion. (awp/mc/ps)