US-Wirtschaft wächst schneller als erwartet – Was macht die Fed?
Washington – Die US-Konjunktur hat im dritten Quartal überraschend stark an Dynamik gewonnen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei von Juli bis September aufs Jahr hochgerechnet um 3,6 Prozent gewachsen, teilte das Handelsministerium in Washington am Donnerstag in einer zweiten Schätzung mit. Das ist das beste Ergebnis seit Anfang 2012. Bislang hatte die Behörde mit 2,8 Prozent Wachstum im dritten Quartal gerechnet. Im zweiten Quartal hatte die auf das Jahr hochgerechnete Rate 2,5 Prozent betragen, im ersten Vierteljahr 1,1 Prozent.
Auch vom Arbeitsmarkt der weltgrössten Volkswirtschaft kamen einen Tag vor der Vorlage neuer Jobdaten positive Signale. Laut der Regierung sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe weiter deutlich gefallen. Im Vergleich zur Vorwoche sanken sie um 23 000 auf 298 000 Anträge. Einige Fachleute rechnen mit einem leichten Rückgang der Arbeitslosenquote. Derzeit liegt sie bei 7,3 Prozent. Die neuesten Zahlen sollen an diesem Freitag verkündet werden.
«Tapering» unmittelbar vor der Tür?
Der deutliche Aufwind in der US-Wirtschaft heizt Spekulationen weiter an, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) schon in Kürze beginnen könnte, ihr Konjunkturprogramm zu lockern. In diesem als «Tapering» bezeichneten Schritt würde sie ihre Anleihekäufe in Höhe von monatlich 85 Milliarden Dollar reduzieren, mit denen sie die derzeit langfristigen Zinsen drücken will. Die Abkehr von der Nullzinspolitik ist hingegen vorerst nicht abzusehen.
Die Aussichten auf eine straffere Geldpolitik der Fed haben am Donnerstag die amerikanischen Staatsanleihen unter Druck gesetzt. Auch neue Äusserungen des Präsidenten der regionalen Notenbank von Atlanta, Dennis Lockhart, liessen die Märkte aufhorchen. «Es ist angemessen, in den kommenden Sitzungen eine Entscheidung über das Tapering zu treffen», sagte er in einer Rede in Florida. Allerdings liess er nicht durchblicken, ob dies bereits bei dem kommenden Treffen des Offenmarktausschusses FOMC am 17. und 18. Dezember passieren könnte.
Wirtschaft noch zu wenig stabil für Ausstieg aus ultralockerer Geldpolitik
Die Fed bekräftigte zuletzt mehrfach, dass die Erholung der amerikanischen Wirtschaft und des Arbeitsmarktes noch nicht stabil genug sei, um langsam aus der Politik des ultrabilligen Geldes auszusteigen. Es ist unklar, ob die neuen Daten ausreichen, diese Einschätzung zu verändern. So stützt sich das starke Wachstum der Wirtschaft im dritten Quartal etwa auf einen überdurchschnittlich grossen Lageraufbau, was auf langsameres Wachstum in der Zukunft hindeuten könnte.
Besorgnis löst zudem die geringste Zunahme der Verbraucherausgaben seit rund vier Jahren aus. Da die US-Wirtschaft zu zwei Dritteln vom privaten Konsum abhängt, ist der Wert immens wichtig. Experten verweisen zudem auf den zurückliegenden Verwaltungsstillstand zu Beginn des vierten Quartals. Da wegen des politischen Finanzstreits Hunderttausende Staatsbedienstete in den Zwangsurlaub geschickt werden mussten, sei die Konjunktur zwischen 0,2 und 0,6 Prozentpunkte gebremst worden, hiess es zuletzt aus dem Weissen Haus. (awp/mc/upd/ps)