Washington – Die US-Wirtschaft ist zuletzt zwar weiter gewachsen, allerdings nur in bescheidenem Ausmass. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturbericht (Beige Book) der US-Notenbank Fed hervor. In einigen Regionen der USA sei von zunehmenden Rezessionsängsten die Rede gewesen. Die Konsumausgaben hätten sich unter dem Strich abgeschwächt, weil die Einkommen der privaten Haushalte unter den hohen Lebensmittel- und Benzinpreisen litten.
Leichten Auftrieb hat dem Bericht zufolge das Hotel- und Gastgewerbe erhalten. Dies dürfte eine Folge der entspannteren Corona-Lage sein. Dagegen sei die Entwicklung in der Industrie durchwachsen ausgefallen. Nach wie vor dämpften Lieferkettenprobleme und Arbeitskräfteknappheit die Aktivität. Am Immobilienmarkt habe sich die Nachfrage deutlich abgeschwächt. Hier dürften vor allem die gestiegenen Hypothekenzinsen belastet haben.
Die konjunkturellen Aussichten werden als überwiegend negativ beschrieben. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage dürfte sich in den kommenden sechs bis zwölf Monaten schwach entwickeln, heisst es in dem Bericht.
Grösserer Zinsschritt erwartet
Die Federal Reserve stemmt sich seit längerem gegen die hohe Inflation. Nach Zahlen vom Mittwoch ist die Teuerung im Juni über die Marke von neun Prozent gestiegen und liegt damit so hoch wie seit gut 40 Jahren nicht mehr. Nachdem die Fed ihre Leitzinsen Mitte Juni deutlich um einen dreiviertel Prozentpunkt angehoben hat, wird für die kommende Sitzung Ende Juli ein noch grösserer Zinsschritt um einem ganzen Prozentpunkt nicht mehr ausgeschlossen.
Der Konjunkturbericht der Federal Reserve gibt nicht die Wahrnehmung der Fed wieder, sondern stellt die Sichtweise wichtiger Kontaktpersonen etwa aus grossen Unternehmen dar. Der aktuelle Bericht wurde von der regionalen Notenbank von Atlanta verfasst. Er beschreibt die konjunkturelle Lage in den USA von Mitte Mai bis Mitte Juli. (awp/mc/pg)