Washington – Das Wirtschaftswachstum in den USA hat sich nach Einschätzung der US-Notenbank Fed zuletzt etwas abgeschwächt. Die Wirtschaft sei im Zeitraum von Anfang Juli bis August mit einem moderaten Tempo gewachsen, heisst es im am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturbericht (Beige Book). Im vorherigen Bericht hatte die Fed noch von moderatem bis robustem Wachstum gesprochen.
Verantwortlich für die Abschwächung sei die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus und in einigen Fällen auch internationale Reisebeschränkungen, schreibt die Fed. Dies habe sich vor allem auf Restaurantbesuche, Tourismus und den Verkehr ausgewirkt. Weiterhin belasteten auch Störungen der Lieferketten und ein Arbeitskräftemangel einige Sektoren der Wirtschaft. In einigen Distrikten der Fed habe sich auch der Einzelhandel ausserhalb des Automobilsektors abgeschwächt. Robust hätten sich weiterhin die Industrie, der Immobilienmarkt und Dienstleistungen ausserhalb der Finanzbranche gezeigt.
Der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, hat angesichts der Konjunkturerholung zuletzt eine Reduzierung der Fed-Anleihekäufe noch in diesem Jahr in Aussicht gestellt. Er verwies damals aber auch auf Risiken wie die Ausbreitung der Delta-Variante.
Für die Fed ist die Situation zuletzt schwieriger geworden. So haben die am Freitag veröffentlichten Daten zur Beschäftigungsentwicklung im August enttäuscht. Die Nachholeffekte aus der Corona-Krise laufen langsam aus und die Wirtschaftsdynamik schwächt sich ab – wie auch das Beige Book zeigt. Gleichzeitig erhöht der Mangel an Arbeitskräften und Material den Inflationsdruck. So habe die Hälfte der Distrikte einen starken Anstieg der Preise berichtet, heisst es in dem Bericht. Die andere Hälfte beschreibt ihn als moderat.
Die Inflationsrate in den USA hatte im Juli bei 5,4 Prozent gelegen. Höher war sie zuletzt vor 13 Jahren. Die Fed strebt lediglich eine Rate von zwei Prozent an. Die Fed macht jedoch vorübergehende Faktoren für den Anstieg verantwortlich und verweist auf Knappheiten bei Rohstoffen und steigende Erzeugerpreise.
Der Konjunkturbericht der Fed erscheint acht mal im Jahr. Der aktuelle wurde von der regionalen Notenbank von New York erstellt. Das Konjunkturbild beruht auf Umfragen der Fed bei Wirtschaftskontakten. (awp/mc/ps)