Hauptquartier der Datenkrake NSA in Langley (Virginia).
Washington – Der US-Telekommunikationsgigant AT&T war nach Informationen der «New York Times» weitaus stärker an den Internet-Spähaktionen des Geheimdienstes NSA beteiligt als bisher bekannt. Das geht der Zeitung zufolge aus Dokumenten hervor, die der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden zur Verfügung gestellt hat.
Es sei zwar seit langem bekannt, dass US-Unternehmen für Telekommunikation eng mit der Spionagebehörde zusammengearbeitet hätten, hebt die «New York Times» in ihrer Sonntagausgabe hervor. Aber die Zusammenarbeit mit AT&T bei der Überwachung des Internets sei von der NSA als einzigartig und besonders produktiv eingestuft worden. Das Unternehmen sei «höchst kooperativ» und «extrem hilfsbereit» gewesen, zitierte das Blatt aus den Dokumenten, die aus den Jahren 2003 bis 2013 stammten.
Demnach gab AT&T der NSA mit Hilfe verschiedener gesetzlich gedeckter Methoden Zugang zu Milliarden von E-Mails. Die Gesellschaft habe «binnen weniger Tage» nach Beginn des Programmes zur Überwachung ohne richterliche Vollmacht im Oktober 2001 damit angefangen, Unterlagen an die NSA weiterzuleiten.
«Live-Präsenz im globalen Netz»
Im September 2003 sei sie der erste «Partner» gewesen, der eine neue Technik zur Datensammlung freigeschaltet habe, durch die der NSA zufolge eine «live-Präsenz im globalen Netz» möglich geworden sei. In einem der ersten Monate der Operation seien der NSA 400 Milliarden Internet-Metadatenunterlagen zugeleitet worden.
2011 habe AT&T im Vorfeld des zehnten Jahrestages der Anschläge vom 11. September 2001 damit begonnen, der Behörde pro Tag mehr als 1,1 Milliarden Daten von Handygesprächen zur Verfügung zu stellen. Das sei besonders bemerkenswert, schreibt die Zeitung, da Geheimdienstbeamte bisher betont hätten, dass die im Rahmen ihrer Überwachungsprogramme gesammelten Metadaten hauptsächlich Festnetze beträfen.
AT&T hat der Zeitung zufolge auch technische Hilfe bei der Ausführung eines geheimen richterlichen Beschlusses geleistet, mit dem das Abhören aller Internet-Kommunikationen im New Yorker UN-Hauptquartier genehmigt worden sei. Generell seien die Techniker der Gesellschaft immer die ersten gewesen, wenn es darum ging, neue von der NSA erfundene Spähtechnologien auszuprobieren.
«Partnerschaftsprogramme»
Der «New York Times» zufolge werden in den NSA-Dokumenten weder AT&T noch andere Telekommunikationsfirmen namentlich genannt. Stattdessen sei von Partnerschaftsprogrammen mit Codewörtern die Rede. Es gebe aber klare Hinweise darauf, wer und welche Aktivitäten dahinter steckten. Den Angaben zufolge haben die Zeitung sowie ProPublica, eine Stiftung für investigativen Journalismus, die Dokumente geprüft hat. Ehemalige Geheimdienstbeamte hätten die Schlussfolgerungen bestätigt. (awp/mc/ps)