US-Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs
Washington – Die US-Wirtschaft hat nach einem starken Jahresauftakt im zweiten Quartal an Fahrt verloren. Die grösste Volkswirtschaft der Welt bleibt trotz des Handelskonflikts mit China aber weiter auf Wachstumskurs. In den Monaten April bis Juni sei die amerikanische Wirtschaftsleistung auf das Jahr hochgerechnet um 2,1 Prozent gewachsen, wie das Handelsministerium am Freitag in Washington laut einer ersten Schätzung mitteilte. Im ersten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) annualisiert noch deutlich stärker um 3,1 Prozent gewachsen.
Analysten hatten allerdings ein noch stärkeres Abflauen der amerikanischen Wirtschaft befürchtet. Sie hatten im Schnitt für das zweite Quartal mit einem Wachstum von nur 1,8 Prozent gerechnet. «Die US-Wirtschaft hält sich besser als gedacht», kommentierte Ökonom Christoph Balz von der Commerzbank. Am Devisenmarkt zeigte sich dennoch keine nennenswerte Kursreaktion beim Handel mit dem US-Dollar.
Fehlende Wachstumsbeiträge aus der Exportwirtschaft
Nach Einschätzung von Konjunkturexperten fehlten in den drei Monaten bis Juni starke Wachstumsbeiträge aus der Exportwirtschaft. Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank erkannte eine Ursache hierfür im Handelsstreit mit China, den US-Präsident Donald Trump vom Zaun gebrochen hat. «Auch die US-Wirtschaft selbst leidet also unter der Zollpolitik von Trump», sagte Gitzel.
Einmal mehr hat sich aber die Konsumfreude der Amerikaner als verlässlicher Wachstumstreiber erwiesen. «Es war vor allem der Konsumfreudigkeit der privaten Haushalte zu verdanken, dass die grösste Volkswirtschaft der Welt weiterhin solide zulegte», lautet die Einschätzung von Gitzel.
Fed dürfte Zinsen nächste Woche senken
Einigkeit herrschte unter den Experten in der Frage der Auswirkungen der Wachstumsdaten auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Allgemein wird weiter fest damit gerechnet, dass die Fed die Zinsen in der kommenden Woche senken wird. Die amerikanischen Währungshüter hatten zuletzt deutlich eine Zinssenkung als Massnahme gegen die wachsenden Risiken für die US-Wirtschaft signalisiert.
In den USA werden Wachstumszahlen anders als in europäischen Staaten ausgewiesen und auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das Wachstumstempo ein Jahr lang anhielte. Wachstumszahlen aus den USA und Europa sind daher nicht unmittelbar miteinander vergleichbar. (awp/mc/pg)