Washington – Die US-Wirtschaft ist im Herbst stärker gewachsen als erwartet. Im vierten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal um annualisiert 3,3 Prozent, wie das Handelsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem auf das Jahr hochgerechneten Zuwachs um 2,0 Prozent gerechnet. Das Wachstum folgt auf ein kräftiges Plus von 4,9 Prozent im Sommerquartal.
Der Anstieg stand den Daten zufolge auf breiter Basis. Es wurde getragen von den Konsumausgaben der privaten Haushalte, den Exporten, den Staatsausgaben und den Unternehmensinvestitionen. Auch die Lagerhaltung der Unternehmen trug positiv zur Entwicklung bei, es wurde also mehr auf Halde produziert.
Bankvolkswirte zeigten sich positiv überrascht von den Zahlen. «Anzeichen für ein Abrutschen in eine Rezession liefern die Daten nicht», kommentierten Christoph Balz und Bernd Weidensteiner von der Commerzbank. Vielmehr erhöhe sich das Risiko, dass der Inflationsdruck wieder zunehme. In den vergangenen Monaten war die hohe Teuerung im Trend rückläufig gewesen.
Die US-Zentralbank Fed dürfte es angesichts des robusten Wachstums mit Zinssenkungen nicht allzu eilig haben. «Wir halten weiterhin die Marktspekulationen auf einen ersten Schritt bereits im März für ungerechtfertigt», sagte Ökonom Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg. An den Börsen werden für dieses Jahr bis zu sechs Zinssenkungen erwartet. Fachleute und Notenbanker sehen die Erwartungen meist als übertrieben an.
US-Wachstumszahlen werden annualisiert, also auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das Tempo ein Jahr lang anhielte. In Europa wird auf diese Vorgehensweise verzichtet, weshalb die Wachstumszahlen nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Um auf eine mit Europa vergleichbare Wachstumsrate zu kommen, müsste man die US-Rate durch vier teilen. (awp/mc/ps)