Schwache Investitionen dämpfen US-Wirtschaftswachstum
Washington – Die schwache Investitionsneigung der Unternehmen hat das Wirtschaftswachstum der USA im Frühjahr belastet. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat sich nach dem schwachen Start in das Jahr im zweiten Quartal nur wenig beschleunigt und ist deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Der US-Dollar geriet am Freitag nach Veröffentlichung der BIP-Zahlen unter Druck.
Das BIP sei von April bis Juni auf das Jahr hochgerechnet um 1,2 Prozent gewachsen, teilte das Handelsministerium amn Freitag in Washington mit. Bankvolkswirte hatten mit einer Zunahme um 2,5 Prozent gerechnet. Im Vorquartal hatte das Wachstum noch bei revidierten 0,8 Prozent gelegen. In einer ersten Schätzung war noch ein Anstieg von 1,1 Prozent ermittelt worden.
Investitionsneigung bricht ein
Die Investitionsneigung ist regelrecht eingebrochen. Private Anlageinvestitionen sind mit 3,2 Prozent so stark gesunken wie seit sieben Jahren nicht mehr. «Die globalen Unsicherheiten scheinen den Unternehmen die Spendierlaune ordentlich zu verderben», schreibt Chefvokswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. «Da sich daran vorübergehend auch nichts ändern dürfte, wird das Investitionswachstum wohl auch in den kommenden Quartalen kaum die Muskeln spielen lassen.»
«Das Wachstum bleibt massiv hinter den Erwartungen zurück», kommentierte Volkswirt Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). «Einzig überzeugend erscheint der dynamische Konsumzuwachs.» Der private Konsum hat auf das Jahr hochgerechnet um 4,2 Prozent zugelegt. Erwartet wurde hier ein Zuwachst von 4,4 Prozent.
Fed dürfte sich bestätigt sehen
Die US-Notenbank dürfte sich mit ihrer zögerlichen Politik bestätigt sehen. Trotz zuletzt robuster US-Arbeitsmarktdaten hatte die Fed auch am Mittwoch keine klaren Signale für eine baldige Leitzinserhöhung gegeben. Eine Zinserhöhung schon im September ist nach Einschätzung der Analysten von Capital Economics jetzt noch unwahrscheinlicher geworden. Noch skeptischer zeigt sich Gitzel: «Das war wohl nichts mit Zinserhöhung im laufenden Jahr.»
Capital Economics verweisen zudem auf die Abwärtsrevisionen für die vorangegangenen Quartale. Die US-Wirtschaft habe seit einem Jahr fast stagniert. In den vergangenen 12 Monaten sei sie nur um 1,2 Prozent gewachsen. Allerdings gebe es auch Signale für Optimismus. So hätten sich zuletzt die Unternehmensumfragen aufgehellt.
Eurokurs legt zu
Wachstumszahlen werden in den USA auf ein Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das Tempo ein Jahr lang gehalten würde. In Europa wird auf eine Annualisierung verzichtet. Die Wachstumsraten sind deshalb geringer und nicht unmittelbar mit amerikanischen Zahlen vergleichbar.
Der Eurokurs legte nach den Zahlen deutlich zu und stieg bis auf 1,1168 US-Dollar. Vor den Daten hatte er noch bei 1,11 Dollar notiert. Die US-Anleihen gingen mit leichten Kursgewinnen in den Handel. Am Aktienmarkt gab der deutsche Leitindex Dax vorherige Gewinne teilweise wieder ab. (awp/mc/ps)