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Washington – Die Wirtschaft in den USA ist im Winter so schwach gewachsen wie seit zwei Jahren nicht mehr. Experten führen dies vor allem auf schwache Investitionen und wenig Konsumfreude der Amerikaner zurück. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei von Januar bis März auf das Jahr hochgerechnet um 0,5 Prozent gewachsen, teilte das Handelsministerium mit. Bankvolkswirte hatten für das erste Quartal mit einer Zunahme um 0,7 Prozent gerechnet. Im Vorquartal hatte das Wachstum noch bei 1,4 Prozent gelegen. Der Wert wurde nicht revidiert.
Ein wesentlicher Grund für die Wachstumsschwäche ist, dass die Amerikaner beim Geldausgeben vergleichsweise vorsichtig geworden sind. Der private Konsum legte im ersten Quartal nur um 1,9 Prozent zu, nachdem er im Vorquartal noch um 2,4 Prozent gewachsen war. Das ist der schwächste Anstieg seit Anfang 2015. «Die schwäbische Hausfrau scheint in den USA zum Vorbild zu werden», sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.
Deutlicher Investitionsrückgang
Ausserdem investieren die Unternehmen deutlich weniger Geld in die Zukunft. Die Investitionen gingen so stark zurück wie seit fast sieben Jahren nicht mehr. Dies sei insbesondere auf eine Schwäche im Energiesektor zurückzuführen, meint Michael Holstein, Experte bei der DZ Bank. Zudem habe der Exportsektor wegen des starken US-Dollar und der stockenden Weltwirtschaft geschwächelt.
Insgesamt sieht Holstein die US-Wirtschaft aber auf einem «stabilen, wenn auch nicht dynamischen Wachstumskurs». Schon im zweiten Quartal dürfte das Wachstum demnach wieder anziehen und für das Gesamtjahr sei nach wie vor mit einem Zuwachs um 2,0 Prozent zu rechnen. Auch Ralf Umlauf, Experte bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sieht Besserung kommen. Unter anderem wegen zuletzt aufgehellter Stimmungsindikatoren und des robusten Arbeitsmarkts sei im zweiten Quartal wieder mit mehr Wachstum zu rechnen.
Geldpolitik
Besondere Beachtung bekommen die Wachstumszahlen derzeit mit Blick auf den künftigen geldpolitischen Kurs der US-Notenbank Fed. Am Mittwoch hatten die Währungshüter wie erwartet keine weitere Zinserhöhung vorgenommen. Ein Signal zu dem genauen Zeitpunkt eines nächsten Zinsschrittes gaben sie nicht. «Die Fed wird die Zinsen wohl erst dann anheben, wenn die Wirtschaft wieder stärker wächst», sagt Christoph Balz, Experte bei der Commerzbank.
An den Finanzmärkten sorgten die Zahlen nicht für Bewegung. Der Dollarkurs, die US-Staatspapiere und die US-Börsen zeigten sich unbeeindruckt. Wachstumszahlen werden in den USA auf ein Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das Tempo ein Jahr lang gehalten würde. In Europa wird auf eine Annualisierung verzichtet. Die Wachstumsraten sind deshalb geringer und nicht unmittelbar mit amerikanischen Zahlen vergleichbar. (awp/mc/pg)