Schwacher US-Jobmarkt spricht für verzögerten Fed-Kurswechsel
Washington – Auch ohne die Folgen des Regierungsstillstands von Anfang Oktober bremst der Jobaufbau in den USA ab. Nach Zahlen des amerikanischen Arbeitsministeriums vom Dienstag hat die US-Wirtschaft im September 148.000 neue Stellen geschaffen. Das waren 32.000 Jobs weniger, als Bankvolkswirte im Schnitt erwartet hatten und 45.000 Stellen weniger als im Vormonat. Der eigentlich für dieses Jahr geplante Kurswechsel der US-Notenbank Fed könnte sich damit ins nächste Jahr verschieben.
Der Beschäftigungsaufbau für die Monate Juli und August wurde zwar leicht um 9.000 Stellen nach oben gesetzt. Allerdings wurden in den letzten drei Monaten durchschnittlich nur 143.000 Stellen geschaffen. Das ist zwar immer noch ein moderater Stellenaufbau, zugleich aber deutlich weniger als die Marke von 200.000, die ranghohe Fed-Mitglieder als Grenze für einen zufriedenstellenden Jobaufbau nennen. Die sich abschwächende Entwicklung dürfte die Rückführung der Fed-Anleihekäufe verzögern, kommentierte Berenberg-Experte Robert Wood.
Lohnentwicklung schwach – Quote senkt
Darüber hinaus verfehlte die für den privaten Konsum wichtige Lohnentwicklung die Erwartungen. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen von August auf September um lediglich 0,1 Prozent, erwartet wurde ein Zuwachs um 0,2 Prozent. Das Lohnplus im Vormonat wurde indes leicht auf 0,3 Prozent angehoben.
Die für die Zinspolitik der Fed wichtige Arbeitslosenquote sank zwar um 0,1 Punkte auf 7,2 Prozent. Das ist der niedrigste Stand seit fast fünf Jahren. Beobachter erklären die rückläufige Entwicklung aber auch damit, dass sich immer mehr frustrierte Arbeitslose vom Jobmarkt abwenden. Experte Wood erwartet, dass die Rate wieder steigt, sobald sich das Wachstum beschleunigt und sich wieder mehr Arbeitslose um eine Stelle bemühen.
Geldflut dürfte anhalten – Dollar unter Druck
Die Reaktion an den Finanzmärkten spricht dafür, dass Marktteilnehmer eine vorerst unverminderte Geldflut der US-Notenbank Fed erwarten. Der Dollar geriet nach den Jobzahlen zu vielen Währungen unter spürbaren Druck, amerikanische Staatsanleihen und Aktien verzeichneten Kursgewinne. Bereits vor den Daten galt eine Rückführung der Fed-Anleihekäufe noch in diesem Jahr, wie eigentlich im Sommer angekündigt, als zunehmend unwahrscheinlich. Ausschlaggebend ist der nur übergangsweise Kompromiss im politischen Dauerstreit um Bundesbudget und Schuldenobergrenze.
Auswirkungen des «Shutdown»
Die konkreten Auswirkungen des «Government Shutdown» auf den Arbeitsmarkt gelten als ungewiss. Der gut zweiwöchige Regierungsstillstand, durch den zahlreiche öffentliche Bedienstete Anfang Oktober in Zwangsurlaub geschickt wurden, ist in den aktuellen Zahlen nicht enthalten. In der ersten Woche nach Beginn des Stillstands waren die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, die als guter Indikator für die Arbeitsmarktlage gelten, zwar sprunghaft gestiegen. Allerdings ging dies auch auf eine Berechnungsumstellung im Bundesstaat Kalifornien zurück. Die Arbeitsmarktdaten für Oktober werden mit einwöchiger Verspätung am 8. November erwartet.
Das Wirtschaftswachstum dürfte durch die Behördenschliessung nach Schätzungen von Bankvolkswirten um etwa 0,5 Prozentpunkte gedämpft werden. Dieser Wert ist allerdings auf das Jahr hochgerechnet. Sieht man von einer Annualisierung ab, ergibt sich ein veranschlagter Wachstumsverlust von etwas mehr als 0,1 Prozentpunkten. Das wäre kein besonders starker Rückgang. (awp/mc/pg)