Washington – Der amerikanische Arbeitsmarkt hat im Mai positiv überrascht. Mit 280’000 Stellen wurden die meisten Jobs im laufenden Jahr geschaffen. Zudem lag der Aufbau deutlich über den Markterwartungen von 226’000 Arbeitsplätzen. Auch fiel der Stellenzuwachs in den beiden Vormonaten um 32’000 Jobs höher aus, als bisher bekannt war. Das zeigen neue Zahlen des US-Arbeitsministeriums vom Freitag.
Der US-Dollar reagierte mit starken Gewinnen auf die Zahlen. Unter Druck geriet nicht nur der Euro, der um mehr als einen Cent auf knapp 1,11 Dollar fiel. Auch viele andere Währungen von Industrie- und Schwellenländern gaben stark nach. Am amerikanischen Anleihemarkt erhöhten sich die Renditen spürbar.
Arbeitslosigkeit steigt – Löhne aber auch
Die Arbeitslosenquote stieg unterdessen überraschend an, allerdings nur leicht um 0,1 Punkte auf 5,5 Prozent. Zudem erhöhte sich gleichzeitig die Erwerbsquote. Am Arbeitsmarktmarkt meldeten sich also wieder mehr Stellensucher, was unter Ökonomen prinzipiell als gute Nachricht gilt. Ausserdem liegt die Arbeitslosenquote trotz des Anstiegs immer noch auf einem siebenjährigen Tiefstand.
Positiv entwickelten sich auch die Gehälter und Löhne. Die Stundenlöhne erhöhten zum Vormonat um 0,3 Prozent und zum Vorjahresmonat um 2,3 Prozent. Die Jahresrate ist die höchste seit August 2013 und deutet darauf hin, dass das lange Zeit sehr verhaltene Lohnwachstum langsam anzieht. Der amerikanischen Notenbank Fed, die das Gehaltswachstum wegen der schwachen Inflation besonders im Blick hat, dürfte die Entwicklung in die Karten spielen.
Fed vor Zinswende?
Dass die Federal Reserve bereits auf ihrer nächsten Zinssitzung Mitte Juni eine erste Zinsanhebung nach der Finanzkrise wagt, gilt als unwahrscheinlich. Zum einen spricht sich eine Vielzahl von Zentralbankern gegen einen raschen Zinsschritt aus, wie aus dem jüngsten Notenbankprotokoll hervorging. Zum anderen war die Wirtschaft zum Jahresstart wegen des extrem kalten Winters und zahlreicher Hafenstreiks geschrumpft.
Als realistischer gilt unter Analysten ein Zinsschritt im September, wobei aber auch ein späterer Zeitpunkt nicht ausgeschlossen wird. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte die Fed am Donnerstag zu einer Verschiebung der Zinswende auf nächstes Jahr aufgefordert. Zur Begründung wurde auf die fragile Lage in der US-Wirtschaft und an den Finanzmärkten verwiesen. (awp/mc/upd/ps)