Washington – Der US-Arbeitsmarkt präsentiert sich weiter von seiner starken Seite. Im April ging die Arbeitslosigkeit auf niedrigem Niveau zurück, die Beschäftigung stieg deutlich stärker als erwartet. Auch die Löhne legten kräftiger zu als von Volkswirten prognostiziert. Die Daten dürften der US-Notenbank Fed nicht gefallen, weil die Entwicklung den Kampf gegen die hohe Inflation erschwert.
Die Arbeitslosenquote fiel von 3,5 Prozent im Vormonat auf 3,4 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Volkswirte hatten mit einem Anstieg auf 3,6 Prozent gerechnet. Das Ministerium schätzt die Zahl aller Arbeitslosen auf 5,7 Millionen. Viele US-Firmen klagen seit längerer Zeit über einen Mangel an Arbeitskräften, weshalb die Löhne deutlich zulegen.
253’000 neue Stellen
Die Beschäftigung ausserhalb der Landwirtschaft stieg um 253 000 Stellen. Analysten hatten im Schnitt mit lediglich 185 000 neuen Arbeitsplätzen gerechnet. Allerdings wurde der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten deutlich um insgesamt 149 000 Stellen nach unten revidiert.
Löhne steigen weiter
Der Lohnauftrieb bleibt hoch. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen im Monatsvergleich um 0,5 Prozent. Ökonomen hatten einen Anstieg um lediglich 0,3 Prozent erwartet. Gegenüber dem Vorjahresmonat legten die Stundenlöhne um 4,4 Prozent zu. Dieser Anstieg ist etwas stärker als der Zuwachs im Vormonat.
Die US-Notenbank Fed stemmt sich seit über einem Jahr gegen die hohe Inflation. Seit März 2022 hat sie ihre Leitzinsen um insgesamt fünf Prozentpunkte angehoben. Die Teuerung ist zuletzt zwar gefallen, allerdings nur langsam. Die höheren Löhne drängen zunehmend in den grossen Dienstleistungssektor, wo sie sich verfestigen könnten. Die Fed hatte in dieser Woche eigentlich die Möglichkeit einer Zinspause signalisiert. Ob der enge Arbeitsmarkt dies gestattet, wird sich zeigen.
«Der Arbeitsmarkt in den USA ist erstaunlich widerstandsfähig», kommentierten Experten von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Von einer Schwäche könne nicht gesprochen werden. «Solange es keine klaren Anzeichen einer Abkühlung gibt, wird es die Fed wohl vermeiden, das Ende des Zinserhöhungszyklus klar auszurufen oder gar erste Zinssenkungen in Aussicht zu stellen.» An den Märkten wird angesichts von Rezessionsrisiken seit einiger Zeit mit Zinssenkungen im späteren Jahresverlauf gerechnet.
An den Finanzmärkten profitierte der US-Dollar von den Jobdaten. Am Anleihemarkt legten die Kapitalmarktzinsen deutlich zu. Der Goldpreis geriet hingegen unter erheblichen Druck. Ausschlaggebend sind der steigende Dollarkurs und die steigenden Kapitalmarktzinsen. Beides lässt den Golderwerb in den Augen von Anlegern weniger lukrativ erscheinen. (awp/mc/pg)