Washington – Der amerikanische Arbeitsmarkt zeigt sich weiter von seiner sehr starken Seite. Dies belegt der am Freitag veröffentlichte Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für den Monat Mai. Nicht nur stieg die Beschäftigung stärker als erwartet. Auch fiel die Arbeitslosenquote auf den tiefsten Stand seit Beginn des Jahrtausends. Darüber hinaus zogen die Löhne an. US-Präsident Donald Trump sorgte kurz vor der Veröffentlichung des Berichts mit einem sehr ungewöhnlichen Tweet für Aufsehen – und für sichtbare Kursbewegung an den Finanzmärkten.
Nach Angaben des amerikanischen Arbeitsministeriums hat die US-Wirtschaft im Mai 223’000 Stellen ausserhalb der Landwirtschaft geschaffen. Das war mehr als der von Analysten im Schnitt erwartete Aufbau von 190’000 neuen Jobs. Darüber hinaus wurde der Stellenzuwachs für die beiden Vormonaten um insgesamt 15 000 Stellen nach oben korrigiert.
Looking forward to seeing the employment numbers at 8:30 this morning.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) June 1, 2018
Unterstrichen wurde die robuste Entwicklung durch die Arbeitslosenquote, die mit 3,8 Prozent auf den tiefsten Stand seit April 2000 fiel. Fast wäre die Quote sogar auf den tiefsten Stand seit Ende der 1960er Jahre gefallen, wie die ungerundete Quote von 3,755 Prozent zeigt. Die niedrige Arbeitslosenquote wird von vielen Ökonomen als Indiz für Vollbeschäftigung interpretiert. Das bedeutet, dass bis auf wenige Ausnahmen wie chronische Langzeitarbeitslose sehr viele Arbeitnehmer in Lohn und Brot sind.
Auch Löhne ziehen an
Ein Hoffnungszeichen kam auch von der Lohnentwicklung. Sowohl im Monats- als auch im Jahresvergleich zogen die Löhne an. In der Monatsbetrachtung stiegen sie um 0,3 Prozent, im Vergleich zum Vorjahresmonat erhöhten sie sich um 2,7 Prozent. Die Zuwächse waren jeweils höher als im April und höher als von Analysten erwartet. Die US-Notenbank wartet händeringend auf stärker steigende Löhne, weil dies Gewissheit verschaffen würden, dass die bereits höhere Inflation auf breitem Fundament steht.
Für grosse Verwirrung an den Märkten sorgte eine Twitternachricht von US-Präsident Trump. Er freue sich darauf, die Beschäftigungszahlen zu sehen, twitterte Trump etwa eine Stunde vor der offiziellen Veröffentlichung der Daten. Daraufhin legte der amerikanische Dollar spürbar zu. Es ist schon ungewöhnlich, dass sich ein US-Präsident überhaupt zu dem monatlichen Arbeitsmarktbericht äussert. Dass er sich im Vorfeld der Veröffentlichung äussert, ist noch ungewöhnlicher.
Weil die Arbeitsmarktdaten an den Finanzmärkten regelmässig für starke Kursbewegung sorgen, werden sie wie ein Geheimnis gehütet. Journalisten erhalten die Zahlen kurz vor der Veröffentlichung nur unter strikten Sicherheitsvorkehrungen in sogenannten «Lock-Up-Rooms». Mit anderen Worten: Sie werden eingesperrt, und es werden sämtliche Leitungen nach Aussen bis zum Ende der Sperrfrist gekappt.
Nach Veröffentlichung der Daten legte der Dollar weiter zu. Am amerikanischen Anleihemarkt stiegen die Renditen für Staatsanleihen. Beides deutet darauf hin, dass Anleger den Bericht als robust bewerten und von weiteren Zinsanhebungen der US-Notenbank Fed ausgehen. (awp/mc/ps)