Washington – In den USA ist die Lohnentwicklung trotz einer robusten Beschäftigungsdynamik im Juni hinter den Erwartungen zurück geblieben. Während mehr Arbeitsplätze als erwartet geschaffen wurden, legte die Arbeitslosenquote von einem 18-Jahrestief aus zu und die Stundenlöhne stiegen überraschend schwach. Dies geht aus den am Freitag vom Arbeitsministerium veröffentlichten Arbeitsmarktbericht hervor. Ökonomen sprechen aber weiterhin von einem sehr robusten Arbeitsmarkt.
Im Juni stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne im Monatsvergleich um 0,2 Prozent. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet. Im Jahresvergleich legten die Löhne um 2,7 Prozent zu. Hier war ein Plus von 2,8 Prozent prognostiziert worden. Die Lohnentwicklung wird von der US-Notenbank genau beobachtet, da sie sich zuletzt trotz der robusten Konjunktur vergleichsweise schwach entwickelt hatte.
Mehr Arbeitsplätze als erwartet geschaffen
Gleichzeitig schuf die Wirtschaft mehr Arbeitsplätze als erwartet. Ausserhalb der Landwirtschaft waren im Juni 213 000 Stellen hinzugekommen. Analysten hatten im Mittel nur mit 195 000 neuen Jobs gerechnet. Zudem wurde der Aufbau in den beiden Vormonaten um insgesamt 37 000 Stellen nach oben korrigiert.
Arbeitslosenquote steigt auf 4 Prozent
Die Arbeitslosenquote hat hingegen von niedrigem Niveau aus wieder zugelegt. Die Arbeitslosenquote war im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 4,0 Prozent gestiegen. Im Mai hatte die Quote noch mit 3,8 Prozent den niedrigsten Stand seit 18 Jahren erreicht. Analysten hatten damit gerechnet, dass die Quote unverändert bleibt.
«Der Arbeitsmarkt in den USA ist in einer guten Verfassung», kommentierte Ulrich Wortberg, Analyst bei der Helaba. «Zwar ist die Arbeitslosenquote leicht gestiegen, dafür erhöht sich aber die Beschäftigung deutlich.» Die Schätzung bei der Lohnentwicklung sei zwar leicht verfehlt worden, dennoch stehe der Arbeitsmarkt dem Vorhaben gradueller Leitzinserhöhungen nicht im Wege.
«Der Anstieg der Arbeitslosenquote sollte nicht beunruhigen», kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. Es handele sich vielmehr um das Phänomen eines steigenden Arbeitskräftepotenzial. «In Anbetracht der guten Einstellungsbedingungen stellen sich immer mehr Arbeitnehmer dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.» US-Präsident Donald Trump könnte jedoch durch seine Handelspolitik den «Vorzeigeaufschwung» gefährden.
Der Eurokurs legte zum US-Dollar nach den Zahlen merklich zu. Er stieg auf ein Tageshoch von 1,1763 Dollar, nachdem er zuvor noch knapp über 1,17 Dollar notiert hatte. Händler begründeten dies mit der schwächer als erwartet ausgefallenen Lohnentwicklung. Die US-Anleihekurse stiegen nach den Daten. (awp/mc/pg)