Washington – Die US-Wirtschaft hat im Juli so viele Arbeitsplätze geschaffen wie seit fast einem Jahr nicht mehr. Ausserhalb der Landwirtschaft seien 943 000 Stellen hinzugekommen, teilte das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mit. Dies ist der höchste Zuwachst seit August 2020. Die Erwartungen von Analysten wurden deutlich übertroffen. Diese hatten lediglich mit einem Zuwachs von im Schnitt 870 000 Stellen gerechnet.
Zudem wurde der Beschäftigungsaufbau im Vormonat von 850 000 auf 938 000 Stellen nach oben revidiert. Der Beschäftigungsaufbau fand vorwiegend im Freizeitsektor und im Gastgewerbe statt. Diese Sektoren profitierten von der Aufhebung von Corona-Beschränkungen. Die Zahl an freien Stellen stieg unterdessen auf ein Rekordniveau.
Arbeitslosenquote fällt auf 5,4 Prozent
Die Arbeitslosenquote ist unterdessen auf den tiefsten Stand seit März 2020 gefallen. Sie sank im Vergleich zum Vormonat um 0,5 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent. Analysten hatten im Schnitt nur mit einen Rückgang auf 5,7 Prozent gerechnet. Im März 2020 wurden harte Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie eingeführt, und die Arbeitslosenquote war im April 2020 stark auf 14,8 Prozent angestiegen. Zu Beginn der Corona-Krise war die Beschäftigung im Frühjahr 2020 mit Rekordtempo eingebrochen. Seitdem erholt sich der Arbeitsmarkt. Allerdings sind immer noch viele Millionen Amerikaner ohne Job.
Höhere Stundenlöhne
Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind im Juli gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent geklettert. Analysten hatten nur einen Lohnzuwachs um 0,3 Prozent erwartet. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhten sich die Stundenlöhne weiter deutlich und legten im Juli um 4,0 Prozent zu.
Ökonomen sehen trotz der deutlichen Erholung noch Defizite am Arbeitsmarkt. «Der Jobaufbau fällt in absoluter Betrachtung zwar hoch aus, doch im Verhältnis zu den offenen Stellen ist das vermeldete Plus verhältnismässig gering», kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. «Gemessen am Bedarf der Unternehmen, wäre auch ein Stellenplus von deutlicher über einer Million drin.»
Die US-Notenbank Fed dürfte zunehmend unter Druck geraten, um ihrer lockeren Geldpolitik in Frage zu stellen. «Den kräftigen jüngsten Anstieg der US-Inflationsrate kann man zwar vielen Faktoren mit lediglich temporärer Auswirkung zuschreiben», kommentierte Matthias Krieger, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). «Sich verdichtende Hinweise auf eine Lohn-Preis-Spirale könnte die Fed hingegen kaum auf die leichte Schulter nehmen.» Der Aufschwung habe sich jedenfalls weiter gefestigt und die Fed werde die Fortsetzung ihres bisherigen Kurses künftig sehr gut begründen müssen, um keine Inflationsängste zu schüren.
Der Dollar legte nach den Daten zu allen wichtigen Währungen zu. Der Euro fiel im Gegenzug auf ein Tagestief von 1,1776 US-Dollar. Die Kurse von US-Staatsanleihen gerieten stark unter Druck. Der Aktienmarkt legte etwas zu. (awp/mc/pg)