(Ford-Werke Wayne, Michigan, USA)
Washington – Der amerikanische Arbeitsmarkt hat im November weiter an Fahrt aufgenommen. Ausserhalb der Landwirtschaft wurden erneut mehr Stellen geschaffen, als Bankvolkswirte im Vorfeld erwartet hatten. Dies geht aus Zahlen des US-Arbeitsministeriums vom Freitag hervor. Zudem fiel die Entwicklung im Vormonat noch besser aus als zuvor ermittelt, obwohl schon die ursprünglichen Zahlen die Erwartungen weit übertroffen hatten. Die Löhne legten leicht zu und die Arbeitslosigkeit stagnierte. Beides hatten Experten erwartet. Beim letzten Arbeitsmarktbericht vor der kommenden Zinssitzung der US-Notenbank Fed Mitte Dezember gab es damit kein Signal, das gegen eine baldige Zinswende spräche.
Die US-Wirtschaft schuf im November ausserhalb der Landwirtschaft 211’000 neue Stellen. Volkswirte hatten lediglich einen Zuwachs um 200’000 Stellen erwartet. Zudem wurde der Zuwachs für den Vormonat um 27’000 auf 298’000 Stellen nach oben revidiert.
Arbeitslosenquote stagniert – Löhne ziehen an
Die Arbeitslosenquote lag wie im Vormonat bei 5,0 Prozent. Bankvolkswirte hatten dies erwartet. Zuletzt hatte die Quote im Februar 2008 noch niedriger gelegen.
Die durchschnittlichen Stundenlöhne kletterten wie von Ökonomen erwartet um 0,2 Prozent zum Vormonat. Im Oktober waren die Stundenlöhne noch um 0,4 Prozent gestiegen. Im Jahresvergleich legten die Löhne um 2,3 Prozent zu. Im Vormonat hatte die Rate noch bei 2,5 Prozent gelegen. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit fiel von revidierten 34,6 Stunden (zunächst 34,5) auf 34,5 Stunden. Auch dies war erwartet worden.
Der amerikanischen Notenbank Fed spielen die Zahlen in die Karten. Sie will Mitte Dezember prüfen, ob die US-Wirtschaft reif ist für eine erste Zinsanhebung nach der Finanzkrise. Als Richtschnur dafür schaut sie vor allem auf den Arbeitsmarkt und die Inflation. Der starke Stellenaufbau, die weiter niedrige Arbeitslosigkeit und die weiter gestiegenen Löhne dürften die Fed zuversichtlich stimmen. Derzeit wird die Wahrscheinlichkeit einer Zinswende Mitte Dezember am Markt mit 74 Prozent eingepreist.
Nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, ist der Weg für eine Zinserhöhung in diesem Monat nun frei. «Handelt die Notenbank nicht, würde das fast schon an einen Skandal grenzen», sagte Gitzel. «Der Tisch ist gedeckt, jetzt muss die US-Notenbank servieren.» Allerdings sei kein aggressives Vorgehen der Fed zu erwarten. «Nach einer Leitzinsanhebung im Dezember wird dann erst einmal pausiert.»
Aktienmärkte reagieren enttäuscht – Weg für Zinswende frei
An den Finanzmärkten sorgten die Zahlen teilweise für deutliche Reaktionen. Am stärksten reagierten die Aktienkurse. Der deutsche Aktienindex Dax fiel auf den tiefsten Stand des Tages. Auch die Stimmung unter US-Börsianern trübte sich kurz vor Handelsstart ein.
An den Anleihen- und Devisenmärkten gab es hingegen nur kurzzeitige Reaktionen. So legte die Rendite zehnjähriger US-Papiere um gut 0,05 Prozentpunkte zu, pendelte sich dann aber schnell wieder auf dem Ausgangsniveau ein. Die Rendite deutscher Staatspapiere legte ebenfalls nur kurzfristig zu. Der Dollarkurs schwankte zum Euro kurzfristig, pendelte sich aber schnell wieder auf dem Ausgangsniveau ein. (awp/mc/ps)