US-Arbeitsmarkt verliert an Schwung – Fed dürfte weiter abwarten
Washington – Der amerikanische Arbeitsmarkt hat im August an Schwung verloren. Wie das US-Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte, wurden in der Wirtschaft 151’000 neue Stellen geschaffen. Das ist weniger als Bankvolkswirte im Mittel mit 180’000 zusätzlichen Stellen erwartet hatten. Zudem waren in den beiden Vormonaten deutlich mehr Arbeitsplätze als im August entstanden. Ökonomen bezeichneten die Zahlen zwar als solide, sahen aber keine Gründe für eine rasche Zinsanhebung durch die US-Notenbank Fed.
Der Arbeitsplatzaufbau im Juni und Juli wurde mit 1000 Stellen geringfügig schwächer als bisher ausgewiesen. Im Juni waren demnach 271’000 Stellen hinzugekommen, im Juli waren es 275’000 Arbeitsplätze gewesen. Im August wurden vor allem Jobs im Dienstleistungs- und Gesundheitssektor geschaffen. Im Verarbeitenden Gewerbe kam es hingegen zu einem Stellenabbau. Der Gesamttrend bleibt jedoch positiv: Von Juni bis August sind im Schnitt 232’000 Stellen geschaffen worden. Das ist wesentlich mehr als in den ersten fünf Monaten des Jahres.
Solider Jobbericht – Schwache Lohnentwicklung
Die Arbeitslosenquote stagnierte bei 4,9 Prozent, wohingegen Analysten einen Rückgang auf 4,8 Prozent erwartet hatten. Die Quote liegt jedoch auf geringem Niveau: Im Mai hatte sie mit 4,7 Prozent den tiefsten Stand seit dem Jahr 2007 erreicht. Die Lohnentwicklung blieb hinter den Erwartungen zurück: Im Monatsvergleich stiegen die Stundenlöhne um 0,1 Prozent, im Jahresvergleich lag der Anstieg bei 2,4 Prozent. Das sind jeweils 0,1 Punkte weniger als erwartet. Im längeren Vergleich bleibt die Entwicklung bestenfalls moderat.
Ökonom Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen zeigte sich dennoch zuversichtlich, er sprach von einer soliden Entwicklung. Schon vor dem Jobbericht hatten Volkswirte die starken Zuwächse im Juni und Juli als nicht nachhaltig bezeichnet. Zudem wird grundsätzlich darauf hingewiesen, dass sich der Arbeitsmarkt der Vollbeschäftigung nähere, was starke Stellenzuwächse zunehmend unwahrscheinlicher mache.
Fed dürfte abwarten – Aktien legen zu
Für die amerikanische Notenbank ergeben sich laut Analysten keine starken Argumente für eine rasche Zinsanhebung. Der Jobbericht dürfe die Notenbanker nicht überzeugen, schon in diesem Monat den Leitzins anzuheben, kommentierte das Analysehaus Capital Economics. Zurzeit dreht sich in der Geldpolitik fast alles um die Frage, wann die Fed ihre Ende 2015 begonnene Zinswende fortsetzt. An den Finanzmärkten wird damit eher gegen Jahresende gerechnet. Nicht zuletzt wird argumentiert, dass die Fed die Zinsen nicht vor der US-Präsidentschaftswahl im November anheben wolle, um sich nicht dem Vorwurf der Parteilichkeit auszusetzen.
An den Finanzmärkten fielen die Reaktionen auf die Arbeitsmarktzahlen wie so meist stark aus, ohne jedoch durch die Bank nachhaltig zu sein. So wurden der US-Dollar und die Renditen amerikanischer Staatsanleihen zunächst deutlich belastet, sie konnten sich aber recht schnell wieder erholen. Die Aktienmärkte reagierten dagegen mit Gewinnen, die zunächst anhielten. (awp/mc/upd/ps)