Washington – Die USA haben die Führung in Pjöngjang erneut eindringlich gewarnt, dass ein Angriff auf sie oder Verbündete zur Vernichtung Nordkoreas führen würde. «Wir alle wissen das, und niemand von uns will das», sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, am Sonntag.
Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un zeigte sich weiter unbeeindruckt: Er will trotz härterer UN-Sanktionen das Atomwaffenprogramm seines Landes vorantreiben und ein militärisches Gleichgewicht mit der Supermacht USA erreichen. Dazu müsse Nordkoreas Atomstreitmacht vervollständigt werden, zitierten die Staatsmedien Kim. Zuvor hatte der UN-Sicherheitsrat einen neuerlichen Raketentest als Provokation verurteilt.
«USA keineswegs an Krieg gelegen», aber…
Wenn Nordkorea sein unverantwortliches Verhalten fortsetze, «wenn die USA sich oder ihre Verbündeten in irgendeiner Weise verteidigen müssen, wird Nordkorea zerstört», sagte Haley am Sonntag dem Sender CNN. Wenn die diplomatischen Optionen ausgeschöpft seien, würde sich das US-Militär «der Sache annehmen».
Zugleich bekräftigte Aussenminister Rex Tillerson in einem CBS-Interview, dass den USA keinesfalls an einem Krieg gelegen sei: «Lasst es uns klarmachen: Wir wollen eine friedliche Lösung.» Präsident Donald Trump rief am Sonntag dazu auf, die gegen Nordkorea verhängten Strafen gründlicher umzusetzen und den Druck auf die Führung in Pjöngjang zu erhöhen.
Der deutsche Aussenminister Sigmar Gabriel forderte am selben Tag bei einem Besuch in China auch diplomatische Gespräche, um den Nordkorea-Konflikt zu entspannen. Notwendig sei eine «Kombination aus klarer Haltung und auch Sanktionen und gleichzeitig diplomatischer Angebote», sagte der SPD-Politiker in Peking. Es sei notwendig, dass die USA, Russland und China zusammenarbeiteten. «Ohne die Kooperation der drei werden wir die Probleme nicht lösen».
Haley: UN-Sicherheitsrat hat seine Mittel praktisch erschöpft
Der UN-Sicherheitsrat verurteilte zwar am Freitag den jüngsten Test einer Mittelstreckenrakete, einigte sich aber vorerst auf keine weiteren Schritte. Erst am vergangenen Montag hatte das wichtigste UN-Gremium die Sanktionen gegen Nordkorea wegen dessen Atomtests am 3. September erweitert. Diese umfassen jetzt auch eine Deckelung der Öllieferungen an das Land und ein Verbot von Textilexporten.
Haley sagte dazu, dass die UN damit praktisch ihre Mittel erschöpft hätten. «An diesem Punkt kann der Sicherheitsrat nicht mehr viel tun, wenn man schon 90 Prozent des Handels und 30 Prozent des Öls (Importe) gekürzt hat.»
Langstreckenbomber zu Übungen nach Südkorea
Nach den jüngsten Atom- und Raketentests Nordkoreas haben die US-Streitkräfte erneut strategische Langstreckenbomber für eine Abschreckungsübung nach Südkorea geschickt. Zwei B1B-Bomber hätten zusammen mit vier amerikanischen F35B-Mehrzweckkampfflugzeugen und südkoreanischen Kampfjets ihre Angriffsfähigkeiten erprobt, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul am Montag mit. Nach Berichten südkoreanischer Medien wurden dabei Bombenabwürfe nahe der Grenze zu Nordkorea simuliert.
Das Ministerium bezeichnete das Manöver als «Teil eines regulären Abschreckungstrainings» gegen die Bedrohung durch Nordkoreas Raketen- und Atomprogramm. Die USA hatten in der Vergangenheit bereits mehrfach Bomber über Südkorea fliegen lassen, um Stärke zu demonstrieren. Die US-Flugzeuge flogen den Berichten zufolge nach dem Manöver wieder zu ihren Stützpunkten in Japan und auf der Pazifikinsel Guam zurück. (awp/mc/pg)