Washington – Die US-Wirtschaft hat im zweiten Quartal nach einem schwachen Jahresstart stärker Fahrt aufgenommen als erwartet. Im Zeitraum April bis Juni sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf das Jahr hochgerechnet um 3,7 Prozent gewachsen, teilte das US-Handelsministerium laut einer zweiten Schätzung mit. Zunächst war nur ein Wachstum von 2,3 Prozent ermittelt worden. Volkswirt hatten eine Revision auf 3,2 Prozent erwartet. Im ersten Quartal war die US-Wirtschaft nur um 0,6 Prozent gewachsen
Verantwortlich für die Aufwärtsrevision war ein stärkerer Anstieg der Konsumausgaben. So legte der private Konsum um 3,1 Prozent zu, nachdem zunächst ein Zuwachs von 2,9 Prozent ermittelt worden war. Zudem stützten die Lagerbestände das BIP.
Ökonomen sehen US-Wirtschaft gut aufgestellt
Experten von Capital Economics erwarten auch im dritten Quartal annualisiert rund 2,5 Prozent Wachstum und somit einen robusten Aufschwung. Die Wirtschaft habe im zweiten Quartal Fahrt aufgenommen. Und die bisher veröffentlichten Konjunktur- und Arbeitsmarktzahlen signalisierten eine Fortsetzung im dritten Quartal.
«Die Zahlen machen deutlich, dass das Wachstumsszenario in den USA intakt ist», kommentierte Ralf Umlauf, Analyst bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). «Der Zuwachs oberhalb des Potenzialwachstums lässt die Auslastung des Arbeitsmarktes tendenziell steigen.» Die geringe Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche bestätige diese Einschätzung.
Zeitpunkt der US-Zinswende in der Schwebe
Mit Blick auf die aktuellen US-Konjunkturdaten sagte Experte Umlauf: «Zinserhöhungserwartungen bezüglich der Fed werden somit unterstützt.» Der Markt rätselt allerdings weiter über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung in den USA seit mehr als neun Jahren. Nach Aussagen von US-Notenbankmitglied William Dudley, der am Vortag eine Zinserhöhung im September als «weniger zwingend» bezeichnet hatte, waren zuletzt verstärkt Spekulationen auf eine spätere Zinswende im Dezember aufgekommen.
Wachstumszahlen werden in den USA auf ein Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das Tempo ein Jahr lang gehalten würde. In Europa wird auf diese Annualisierung verzichtet. Die Wachstumsraten sind deshalb geringer und nicht unmittelbar mit amerikanischen Zahlen vergleichbar.
Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gefallen
In den USA ist die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend stark zurückgegangen. Die Zahl der Anträge sei in der vergangenen Woche um 6000 auf 271’000 gefallen, teilte das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mit. Bankvolkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang auf 274’000 Anträge gerechnet. Der Wert der vorletzten Woche wurde nicht revidiert und lag bei 277’000. Im aussagekräftigeren Vierwochenschnitt stiegen die Erstanträge in der vergangenen Woche um 1000 auf 272’500. (awp/mc/pg)