USA: Inflation im September stabil – Kernteuerung gibt nach
Washington – Die Preisentwicklung in den USA ist im September uneinheitlich ausgefallen. Während die allgemeine Inflation tendenziell stabil blieb, ging die Teuerung ohne schwankungsanfällige Komponenten eher zurück. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,7 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt eine Abschwächung auf 3,6 Prozent erwartet.
Im Monatsvergleich stiegen die Preise um 0,4 Prozent – und damit etwas mehr als erwartet. Analysten hatten mit 0,3 Prozent gerechnet. Stärkster Inflationstreiber seien erneut die Mieten gewesen, teilte das Ministerium mit. Daneben hätten auch die Kraftstoffpreise den Preisauftrieb angefacht. Lebensmittel verteuerten sich in etwa so stark wie im Monat zuvor.
Die Kerninflation fiel erneut zurück. Sie sank von 4,3 auf 4,1 Prozent. Die Kernteuerung wird von der US-Zentralbank Fed besonders beachtet. Sie gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden.
Bankökonomen bewerteten die neuen Daten mit gemischten Gefühlen. «Insgesamt schwächt sich die US-Inflation zwar ab, aber nur langsam», sagte Christoph Balz von der Commerzbank. Im vergangenen Jahr war die Teuerung bis auf gut neuen Prozent in die Höhe geschossen. Hauptgrund war der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der Energie und Rohstoffe stark verteuert hatte. In den vergangenen Monaten deutet die Entwicklung nach unten, der Rückgang geht aber langsam vonstatten.
Inflationsdaten besonders im Fokus
Inflationsdaten stehen derzeit besonders im Fokus, weil sie für die Geldpolitik der Federal Reserve von grosser Bedeutung sind. Aktuell ist unklar, ob die Währungshüter ihre Leitzinsen zwecks Inflationsbekämpfung weiter anheben wollen oder nicht. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat die Fed ihre Leitzinsen zwecks Inflationsbekämpfung so stark wie selten zuvor angehoben. Das Straffungstempo hat in den vergangenen Monaten aber nachgelassen.
Zuletzt haben Äusserungen aus den Reihen der Federal Reserve eher gegen weiter steigende Zinsen gesprochen. Ein wichtiges Argument sehen Notenbanker wie Fed-Vizechef Philip Jefferson in den zuletzt deutlich gestiegenen Kapitalmarktzinsen. Sie nehmen der Notenbank ein Stück weit die Arbeit ab, weil sie die Konjunkturdynamik über steigende Kredit- und Einlagenzinsen dämpfen. Die nächste Sitzung der Fed findet Anfang November statt.
An den Finanzmärkten fiel das Urteil relativ eindeutig aus: Der US-Dollar legte nach Bekanntwerden der Zahlen deutlich zu, der Euro fiel im Gegenzug unter die Marke von 1,06 Dollar. Am US-Anleihemarkt stiegen die Renditen. An den Aktienmärkten wurden die Zahlen negativ aufgenommen. Offenbar überwog an den Märkten die Einschätzung, dass die Fed ihre Leitzinsen doch noch weiter anheben könnte. (awp/mc/ps)