US-Inflation sinkt weniger als erwartet – Kerninflation steigt
Washington – In den USA hat sich der Preisauftrieb im September weniger als erwartet abgeschwächt. Die Erwartungen an künftige Leitzinssenkungen durch die US-Notenbankbank Fed wurden so gedämpft. Die Verbraucherpreise stiegen zum Vorjahresmonat um 2,4 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Die Inflationsrate ist die niedrigste seit Februar 2021. Im August hatte sie noch bei 2,5 Prozent gelegen. Volkswirte hatten einen stärkeren Rückgang der Rate auf 2,3 Prozent erwartet.
Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Preise um 0,2 Prozent. Volkswirte hatten lediglich einen Anstieg um 0,1 Prozent prognostiziert.
Die Kerninflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel stieg im September von 3,2 Prozent im August auf 3,3 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Kernverbraucherpreise um 0,3 Prozent. Hier war lediglich ein Zuwachs um 0,2 Prozent prognostiziert worden. Die Kernrate wird von der US-Notenbank Fed besonders beachtet. Sie gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate.
«Anders als im August waren hierfür dieses Mal nicht die notorisch hartnäckigen Wohnkosten verantwortlich, sondern die breite Palette der Dienstleistungspreise», kommentierte Elmar Völker, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). «Dies zeigt, dass sich die US-Notenbank noch nicht bequem zurücklehnen kann, was die Inflationsrisiken angeht.»
Die US-Notenbank Fed strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Die Fed steuert auf eine erneute Lockerung ihrer Geldpolitik zu. An den Finanzmärkten wird im November mit einer Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkten gerechnet. Im September hatte sie die Leitzinsen noch um 0,50 Prozentpunkte gesenkt. Dies war die erste Zinssenkung seit der grossen Inflationswelle.
Ganz sicher ist eine erneute Zinssenkung laut Ökonomen aber nicht. «Da die Kerninflationsrate im September sogar wieder leicht anstieg, wird eine Zinssenkung im November ungewisser», kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. «Noch erachten wir an beiden verbleibenden Zinssitzungen im laufenden Jahr eine Zinssenkung um jeweils 0,25 Prozentpunkte als realistisch.» Man müsse jetzt abwarten, wie sich die Fed-Vertreter äussern werden. «Innerhalb des Offenmarktausschusses dürfte man aber wohl ins Schwimmen kommen, ob eine weitere Zinssenkung im November sinnvoll ist.»
Die Reaktionen an den Finanzmärkten hielten sich in Grenzen. Der Euro legte zum US-Dollar ein wenig zu. Die Renditen vom US-Anleihen gaben etwas nach. Die Kurse am deutschen Aktienmarkt rutschten leicht ab. (awp/mc/ps)