USA: Inflationsrate steigt auf höchsten Stand seit August 2008
Washington – In den USA hat die Inflation im Juni überraschend und stark angezogen. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise um 5,4 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Das ist die höchste Rate seit August 2008. Volkswirte hatten hingegen mit einem leichten Rückgang der Rate auf 4,9 Prozent gerechnet, nachdem sie im Mai noch bei 5,0 Prozent gelegen hatte.
Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im Juni um 0,9 Prozent. Hier waren lediglich 0,5 Prozent erwartet worden.
Die Kerninflation ohne im Preis oft schwankende Komponenten wie Energie und Lebensmittel betrug verglichen mit dem Vorjahresmonat 4,5 Prozent. Auch dies war deutlich mehr als erwartet. Volkswirte hatten mit lediglich 4,0 Prozent gerechnet.
Der Anstieg der Inflationsrate wird durch die immer weitergehende Aufhebung von Corona-Beschränkungen begünstigt. So sind die Preise für Hotelaufenthalte, Autovermietungen, Bekleidung und Flugreisen deutlich gestiegen. Vor allem aber wurden Gebrauchtwagen deutlich teurer. Zudem liegt der Ölpreis immer noch merklich höher als im Vorjahresmonat.
Ökonomen überrascht
Volkswirte sind von dem starken Anstieg überrascht. «Selbst die grössten Pessimisten hatten nicht mit einem derart starken Anstieg der Inflation gerechnet», kommentierte Dirk Chlench, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg, die Daten. Dies sei nun der vierte Monat mit einer deutlich erhöhten Inflationsrate, was auch Auswirkungen auf die Geldpolitik haben werde. «Die US-Notenbank wird durch die jüngsten Inflationszahlen unter heftigen Druck geraten, ihren ultraexpansiven Kurs zu beenden.»
Die US-Notenbank hat den erhöhten Inflationsdruck bisher immer als vorübergehend bezeichnet und mit Sondereffekten erklärt. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, erwartet zwar auch ein Auslaufen der Corona-Sondereffekte zum Jahresende. Für die sehr lockere Geldpolitik gebe es aber keinen Grund mehr. «Die US-Wirtschaft läuft rund und von Deflationsrisiken kann derzeit nicht die Rede sein», so Gitzel. «Die Fed wird deshalb schon bald einen konkreten Fahrplan zum Ausstieg aus den Wertpapierkäufen vorlegen.»
Der US-Dollar legte nach den Daten zu allen wichtigen Währungen zu. Der Euro fiel unter die Marke von 1,18 US-Dollar. Die Kurse von US-Staatsanleihen gerieten unter Druck. (awp/mc/ps)