Vittorio Colao, CEO Vodafone.
London / München – Der britische Mobilfunker Vodafone ist im Rennen um die Übernahme von Kabel Deutschland fast am Ziel. Die Briten bieten den Aktionären 87 Euro je Anteil. Damit werde Deutschlands grösster Kabel-Anbieter inklusive der Schulden mit 10,7 Milliarden Euro bewertet, teilten die Unternehmen am Montag mit. Die Führungsspitze von Kabel Deutschland empfiehlt den Aktionären, dieses Gebot anzunehmen. Der Kurs der im MDax notierten Aktie legte zum Handelsstart etwas mehr als zwei Prozent auf 86 Euro zu und baute damit die Gewinne der vergangenen Wochen aus.
Die Offerte umfasst dabei 84,50 Euro plus der bereits angekündigten Dividende von 2,50 Euro je Anteil. Das Eigenkapital der Unterföhringer ist dem Gebot entsprechend 7,7 Milliarden Euro wert. Das Angebot liegt damit um 37 Prozent über dem Aktienkurs vor den ersten Spekulationen um eine offizielle Offerte. Bedingung für den Erfolg der Übernahme ist, dass Vodafone 75 Prozent der Aktien des erhält. Kabel-Aktien befinden sich im Streubesitz, was eine Übernahme erschwert. Grösster Aktionär ist der Finanzinvestor Blackrock mit rund zehn Prozent. Zudem müssen die Wettbewerbsbehörden dem Kauf zustimmen.
Liberty Global könnte Vodafone noch dazwischen funken
Offen ist, wie der US-Kabelnetzbetreiber Liberty Global reagiert. Der zum Imperium des Murdoch-Rivalen John Malone gehörende Konzern könnte Vodafone noch dazwischen funken. Die Amerikaner hatten bereits einen vorläufigen Vorschlag bei den Unterföhringern eingereicht – dabei war von einem Preis von 85 Euro je Aktie zu hören. Spekulationen über ein Interesse der beiden Konzerne gibt es bereits seit längerem. Sowohl für Liberty als auch für Vodafone wäre Kabel ein wichtiger Baustein, um das Deutschland-Geschäft auszubauen.
Vodafone ist hierzulande bereits zweitgrösster Mobilfunker, stösst aber beim Ausbau des schnellen Internets an seine Grenzen. Noch-Chef Vittorio Colao hatte das Ziel ausgerufen, Kunden vermehrt Komplettpakete aus Telefon, Internet und Fernsehen anzubieten. Vodafone ist daher bereit, sich den Zukauf viel kosten zu lassen und geht dabei offenbar an die finanzielle Schmerzgrenze. Analysten hatten bereits die zuletzt als Übernahmepreis gehandelten sieben Milliarden Euro als hoch eingestuft.
Umsatz und Gewinn legen zu
Kabel Deutschland zog mit der Bekanntgabe des Übernahmeangebots auch seine eigentlich für diesen Donnerstag angekündigten Geschäftszahlen vor. Im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr steigerte der Kabelkonzern den Umsatz um knapp acht Prozent auf 1,83 Milliarden Euro. Zum zweiten mal nacheinander konnten die Unterföhringer auch einen Gewinn verbuchen – diesmal mit rund 247 Millionen Euro gut 55 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auch beim bereinigten operativen Ergebnis (EBITDA) stand ein Plus von gut acht Prozent auf 862 Millionen Euro zu Buche.
Das Unternehmen ist in 13 von 16 Bundesländern vertreten und mit 8,5 Millionen Kunden-Haushalten der grösste deutsche Kabelnetzbetreiber. In Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen wird der Markt von Liberty Global mit der Tochter Unitymedia dominiert. Aus diesem Grund wäre eine Übernahme Kabel Deutschlands auch wettbewerbsrechtlich schwierig – zumal 2002 das Kartellamt den Verkauf von einigen Kabelbetreibern an Liberty untersagt hatte.
Aktienkurs seit Börsengang vervierfacht
Kabel Deutschland war früher einmal eine Telekom-Tochter , musste aber wegen Auflagen im Zusammenhang mit der Privatisierung des ehemaligen Staatskonzerns abgespalten werden. Danach wanderte Kabel durch die Hände verschiedener Finanzinvestoren. Diese hatten dann im März 2010 Teile des Unternehmens an die Börse gebracht. Der Kurs lag dabei mit 22 Euro weit unter dem aktuellen. In den Jahren danach trennten sich die Investoren ganz von ihrem Anteil an Kabel Deutschland. (awp/mc/upd/ps)