Vodafone-CEO Vittorio Colao.
Newbury / New York – Es ist einer der grössten Deals der Wirtschaftsgeschichte: Für 130 Milliarden US-Dollar verkauft Vodafone seinen Anteil am US-Mobilfunker Verizon Wireless. Verizon sichert sich mit dem Kauf des 45-Prozent-Anteils den grössten Anbieter des Landes komplett. Das teilte Verizon am Montag nach Börsen-Schluss mit. Wenn die zuständigen Behörden zustimmen, soll die Übernahme im ersten Quartal des kommenden Jahres abgeschlossen sein.
Das US-Unternehmen will den Kauf unter anderem mit einem Kredit über mehr als 60 Milliarden Dollar stemmen. Dieser soll unter anderem von der Bank of America, Barclays und JPMorgan kommen. Vodafone bekommt das Geld für seinen Anteil in Aktien und bar. An dem Geldsegen will der Konzern auch seine Aktionäre beteiligen.
Wertvoller Konzernteil
Mit dem Verkauf seines US-Geschäfts trennt sich der britische Mobilfunkriese von einem seiner wertvollsten Konzernteile. Die Briten schlagen seit einiger Zeit Sparten los, die sie nicht vollständig kontrollieren. Allerdings braucht Vodafone auch dringend Geld, um das Europageschäft auf Vordermann zu bringen. Hier ist Vodafone wegen der starken Konkurrenz unter anderem durch die Deutsche Telekom einem erheblichen Preisdruck ausgesetzt.
Vodafone-Chef will Europageschäft voranbringen
Konzernchef Vittorio Colao holt deshalb zum Befreiungsschlag aus und setzt auf die Verbindung von Mobilfunk und Kabelnetzen, um so ein Paket von Mobilfunk, Festnetz, Internet und Fernsehen anbieten zu können. Dafür setzt Colao auf Zuläufe von Kabelnetzbetreibern. So kaufte er in Grossbritannien den Glasfasernetzbetreiber Cable & Wireless für rund eine Milliarde Pfund. Und auf dem wichtigen deutschen Markt will Colao Kabel Deutschland übernehmen. Er bietet 87 Euro je Aktie. Sollte die Übernahme gelingen, müsste er knapp elf Milliarden Euro auf den Tisch legen. Vodafone könnte also eine ordentliche Kapitalspritze wie aus dem Verkauf der Verizon-Wireless-Anteile gut gebrauchen.
Deal mit Anlauf
Verizon wiederum hatte in der Vergangenheit schon mehrfach Interesse angemeldet, die volle Kontrolle über die Mobilfunktochter zu übernehmen. Das US-Unternehmen hat nun wieder freie Hand, um Verizon Wireless für den zunehmend härteren Kampf auf dem US-Mobilfunkmarkt zu rüsten. Im April sollen Vodafone und Verizon bereits über den Mega-Deal gesprochen haben. Doch zu diesem Zeitpunkt lagen die Preisvorstellungen der beiden Partner offenbar noch weit auseinander. Nun haben sie sich geeinigt.
Die Vodafone-Papiere schlossen am Montag mit einem Plus von 3,37 Prozent auf dem höchsten Stand seit mehr als zwölf Jahren.(awp/mc/upd/ps)