Vodafone optimistisch trotz Milliardenverlust

Vittorio Colao

Vittorio Colao, abtretender Vodafone-CEO.

Vodafone-CEO Vittorio Colao.

Newbury – Der britische Telekomkonzern Vodafone geht dank der wirtschaftlichen Erholung in Europa und dem starken Wachstum in Schwellenländern zuversichtlicher in die zweite Hälfte des Geschäftsjahres. Umsatz und operatives Ergebnis dürften sich in der zweiten Jahreshälfte besser entwickeln als in den ersten sechs Monaten, sagte Konzernchef Vittorio Colao am Dienstag. Allerdings machte dem Konzern weiter das starke britische Pfund zu schaffen – künftig will Vodafone denn auch in Euro bilanzieren. Unter dem Strich sorgten Steuereffekte für einen Milliardenverlust.

Die Prognosespanne für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hob Colao auf 11,7 bis 12 Milliarden britische Pfund (bis zu 16,8 Mrd Euro) an. Damit grenzten die Briten die bisherige Bandbreite von 11,5 bis 12 Milliarden Pfund am oberen Ende ein. Analysten rechneten bisher mit 11,6 Milliarden Pfund. Die Aktie gewann in London am Vormittag 4,4 Prozent.

Grund für den Optimismus des Managements ist vor allem die Umsatzentwicklung. Colao bezeichnete die Ergebnisse als Wendepunkt – ihm zufolge zahlen sich nun Investitionen in die Netze aus, während die Nachfrage nach Breitband und mobilem Internet zulegt.

Festnetz und Kabel in Europa als Anker
In den ersten sechs Monaten zogen die Erlöse mit Telekomdienstleistungen aus eigener Kraft um 1,0 Prozent an – deutlich stärker als von Experten erwartet. Dabei erwiesen sich auf dem europäischen Kontinent Festnetz und Kabel als Anker und sorgten für Umsatzwachstum aus eigener Kraft, während der Mobilfunkservice weiter weniger Geschäft abwarf. Zudem seien auch die Kosten in Europa unter Kontrolle, hiess es.

Im wichtigen Einzelmarkt Deutschland blieb das Bild ebenfalls gemischt: Die Mobilfunkerlöse mit Sprache und Daten schrumpften stärker als bei den Konkurrenten Deutsche Telekom und Telefonica Deutschland , das milliardenschwer eingekaufte Kabelnetz von Kabel Deutschland lieferte dagegen weiter ordentliches Wachstum ab. Der neue Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter sagte, das Unternehmen habe noch viel zu tun: «Mit den Ergebnissen können wir noch nicht zufrieden sein.»

Die Umrechnung des schwachen Euro in das starke britische Pfund belastete das Umsatzwachstum der Europasparte mit mehr als 8 Prozentpunkten. Ab dem 1. April 2016 will das Unternehmen nun in Euro bilanzieren – einen grossen Teil des Umsatzes erzielt Vodafone ohnehin in der Gemeinschaftswährung. Die stärksten Zuwächse verzeichnet der Konzern dagegen in Afrika, Indien und der Türkei. In Indien, wo Vodafone rund 180 Millionen Kunden hat, erwägt Colao für das kommende Jahr einen Teil der eigenen Anteile an die Börse zu bringen.

Verlust von 1,7 Milliarden Pfund
Im Gesamtkonzern gingen die Umsätze inklusive Zu- und Verkäufen sowie Wechselkurseffekten im ersten Geschäftshalbjahr bis Ende September um 2,3 Prozent auf 20,27 Milliarden Pfund (28,5 Mrd Euro) zurück. Das operative Ergebnis fiel mit 5,79 Milliarden Pfund 1,7 Prozent niedriger aus, hätte aus eigener Kraft aber um 1,9 Prozent zugelegt.

Unter dem Strich kam den Konzern dagegen die Verrechnung von steuerlichen Sondererträgen teuer zu stehen: Nach einem Gewinn von 5,4 Milliarden Pfund vor einem Jahr stand dieses Mal ein Verlust von 1,7 Milliarden Pfund in den Büchern. In Luxemburg hatte sich das Unternehmen vor einem Jahr noch milliardenschwere Gutschriften angerechnet – in diesem Jahr musste Vodafone dagegen einen Sondereffekt in der anderen Richtung verbuchen. Dennoch soll eine Zwischendividende von 3,68 Pence je Aktie an die Aktionäre fliessen. (awp/mc/upd/ps)

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