VW fährt trotz Dieselkrise wieder Milliardengewinne ein

Matthias Müller

Matthias Müller, ehemaliger VW-Vorstandschef. (Foto: Volkswagen AG)

Wolfsburg – Der weltgrösste Autobauer Volkswagen hat neue Milliardenkosten für die Dieselkrise dank des guten Laufs in China einigermassen schultern können. Unter dem Strich fuhr der Konzern im vergangenen Jahr einen Gewinn von 5,1 Milliarden Euro ein, nach einem Rekordverlust von knapp 1,6 Milliarden Euro zuvor. «Die Zahlen zeigen: Volkswagen ist sehr robust aufgestellt, operativ und finanziell», sagte Vorstandschef Matthias Müller am Freitag in Wolfsburg.

Mit 7,1 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern lag das operative Ergebnis 2016 jedoch deutlich unter dem Wert von vor zwei Jahren, also bevor die Manipulationen bei Abgaswerten bekannt wurden. Damals hatte der VW-Konzern im laufenden Geschäft noch rund 12,6 Milliarden Euro verdient. Um Sonderkosten vor allem für die Rechtsstreitigkeiten rund um die Diesel-Affäre bereinigt, konnte VW aber ein Rekordergebnis präsentieren: 14,6 Milliarden Euro operativer Gewinn, 14 Prozent mehr als vergangenes Jahr.

Absatz in China brummt – Diesel kostet noch mehr
Grundlage für den guten Lauf im Tagesgeschäft ist der weiter brummende Absatz in China und das weitgehend erfolgreiche Abschneiden profitabler Tochtermarken. Im vergangenen Jahr hatte Volkswagen mit einem Plus von fast 4 Prozent auf 10,3 Millionen ausgelieferte Fahrzeuge den japanischen Erzrivalen Toyota nach Jahren vom Thron gestossen. Die Japaner sind in China, dem weltgrössten Automarkt, bei weitem nicht so stark aufgestellt wie VW.

Dennoch trübt die Dieselaffäre um manipulierte Abgastests von Millionen Dieselautos weiter die Bilanz der Wolfsburger. Im Schlussquartal belasteten die Sonderkosten für Rechtsstreitigkeiten in Nordamerika das Ergebnis mit mehreren Milliarden Euro, auf Jahressicht kostete das Dieseldesaster 6,4 Milliarden Euro. Damit hat VW für die Bewältigung der Lasten aus der im September 2015 aufgedeckten Affäre bisher rund 22,6 Milliarden Euro schultern müssen. In Vergleichen in den USA und Kanada hat VW die Zahlung von umgerechnet rund 22,7 Milliarden Euro zugesagt. In Europa setzt der Autoriese darauf, die betroffenen Fahrzeuge komplett umrüsten zu dürfen und keine Entschädigungen zahlen zu müssen – Kläger gehen jedoch weiter dagegen vor.

Umsatz legt zu
Der Umsatz stieg um knapp 2 Prozent auf 217,3 Milliarden Euro. Mit dem Absatzplus hatte sich schon abgezeichnet, dass die zu Jahresbeginn 2016 befürchtete Umsatzdelle weitgehend ausbleiben würde. Die eigene Zielvorgabe für die bereinigte Rendite schaffte VW mit 6,7 Prozent locker. Angepeilt hatte Finanzchef Frank Witter aus Vorsicht lediglich 5 bis 6 Prozent.

In diesem Jahr soll die Umsatzrendite ähnlich hoch ausfallen wie zuletzt, VW peilt 6 bis 7 Prozent an – allerdings ohne Sonderposten auszuklammern. Die Auslieferungen an die Kunden will VW weiter steigern, der Umsatz soll um bis zu 4 Prozent zulegen.

Dividende zieht wieder deutlich an
Trotz weiterer Milliardenkosten will VW auch wieder eine nennenswerte Dividende zahlen. Je stimmrechtsloser Vorzugsaktie sollen die Anteilseigner für das abgelaufene Jahr 2,06 Euro erhalten. Im Vorjahr hatte es nur eine Mini-Beteiligung von 17 Cent gegeben. Stammaktionäre – unter anderem die Porsche-Holding und das Land Niedersachsen – sollen diesmal eine Zahlung von 2,00 Euro erhalten, nach 11 Cent vor einem Jahr. (awp/mc/ps)

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