VW-Konzern von Chipmangel gebremst – Margenziel weiter im Plan

VW-Konzern von Chipmangel gebremst – Margenziel weiter im Plan
(Foto: Volkswagen AG)

Wolfsburg – Beim Volkswagen-Konzern hinterlassen die umfangreichen Produktionsstopps wegen des Chipmangels deutliche Spuren. So geht das Unternehmen wegen des jüngsten Einbruchs der Verkäufe nun nicht mehr davon aus, im Gesamtjahr spürbar mehr Fahrzeuge auszuliefern als in dem von Corona-Lockdowns stark belasteten schwachen Vorjahr. Dabei war der Konzern im dritten Quartal im Tagesgeschäft profitabler als von Experten zuvor geschätzt. Operativ rote Zahlen in der Volumengruppe mit den Marken VW, Skoda und Seat nahm Vorstandschef Herbert Diess dennoch zum Anlass, weitere Kosteneinsparungen einzufordern.

VW hatte im dritten Quartal weltweit rund ein Viertel weniger Autos an die Kunden ausgeliefert als im Vorjahreszeitraum. Vor allem die Lieferengpässe bei elektronischen Halbleitern stoppten mehrfach die Produktion in den Werken. In Deutschland mussten viele Beschäftigte in die Kurzarbeit.

Gemessen an dem Absatzeinbruch fielen die Finanzzahlen in den Monaten Juli bis September aber weniger schlimm aus als befürchtet. Der Umsatz ging um rund vier Prozent auf 56,9 Milliarden Euro zurück. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern blieb mit 2,8 Milliarden Euro rund zwölf Prozent unter dem Vorjahreswert. Die am Aktienmarkt viel beachtete operative Marge lag bei 4,9 Prozent und damit besser als von Finanzanalysten erwartet. Das Renditeziel für 2021 bestätigte VW denn auch.

Und unterm Strich machte VW sogar mehr Gewinn, weil der Konzern deutlich weniger Steuern verbuchte und auch Finanz- und Beteiligungsergebnis besser ausfielen. So stieg der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um rund sieben Prozent auf 2,8 Milliarden Euro.

Aktie unter Druck
Die VW-Vorzugsaktie verlor kurz nach dem Handelsstart am Dax-Ende mehr als drei Prozent auf etwas mehr als 197 Euro. Jefferies-Analyst Philippe Houchois sprach von einem schwachen Ergebnis insgesamt, das aber dennoch etwas besser ausgefallen sei als befürchtet. Das Geschäft an sich bleibe solide. Goldman-Sachs-Analyst George Galliers führte das etwas besser als gedacht ausgefallene operative Ergebnis unter anderem auf das starke Abschneiden der Finanzdienstleistungssparte zurück.

Die Gruppe mit dem Namen Volumen und den Marken VW Pkw, Seat oder Skoda fuhr operative Verluste ein. Die Kernmarke VW Pkw verzeichnete ein Minus von 184 Millionen Euro. Bei Seat und Skoda waren es jeweils etwas geringere Verluste. «Die Ergebnisse des dritten Quartals zeigen einmal mehr, dass wir die Verbesserung der Produktivität im Volumenbereich jetzt konsequent vorantreiben müssen», mahnte Vorstandschef Herbert Diess weitere Einsparungen an.

Produktivität steigern – Kosten senken
Diess will den Konzern insbesondere bei den Massenmarken stärker auf Rendite trimmen. Schon in der Vergangenheit galten VW und auch Seat als Problemkinder, Einsparprogramme wie der «Zukunftspakt» bei der Marke VW sollten die Profitabilität heben. Derzeit arbeitet der Konzern weiter an der Steigerung der Produktivität in den Werken und will die Fixkosten senken, auch um mit der neuen Fabrik des US-Elektrorivalen Tesla in Grünheide bei Berlin mithalten zu können, wie er in einer Pressekonferenz sagte.

Die Massenmarktmodelle sind allerdings auch am stärksten von der Chipflaute betroffen. Der Konzern bemüht sich, vorhandene Elektronikbauteile vorzugsweise in die rentableren Modelle von Marken wie Porsche und Audi einzubauen und den Hochlauf der batterielektrischen Autos nicht zu gefährden. Audi konnte einen operativen Gewinn von rund einer Dreiviertelmilliarde Euro verbuchen, bei Porsche war es im Autogeschäft etwas weniger.

Insbesondere in China hatten sich im dritten Quartal Probleme bei der Versorgung mit Halbleitern gezeigt. Das anteilige operative Ergebnis der dortigen Gemeinschaftsunternehmen rutschte denn auch deutlich fast um die Hälfte ab. Stark abschneiden können allerdings weiter die Finanzdienstleistungen im Konzern. Sie profitieren insbesondere von den derzeit hohen Preisen für Gebrauchtwagen, weil Leasingrückläufer teuer verkauft werden können. Allein im dritten Quartal fuhr der Konzernbereich ein operatives Ergebnis von 1,5 Milliarden Euro ein. (awp/mc/ps)

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