New York – Nach der vorerst erfolgreichen Bekämpfung des Coronavirus erlässt New York immer drastischere Massnahmen gegen einen drohenden Rückfall in die Pandemie. Neben einem Stopp für die allermeisten Aktivitäten in geschlossenen Räumen weitete Gouverneur Andrew Cuomo zudem die Beschränkungen für Reisende aus dem Rest der USA auf insgesamt 31 der 50 Bundesstaaten aus. Gäste aus zehn weiteren Regionen, darunter Alaska, Washington und Virginia müssen künftig bei Ankunft in New York 14 Tage in Quarantäne gehen. Personen, die nicht kooperieren, riskieren eine 2000-Dollar-Strafe.
Grund sind die in weiten Teilen der USA deutlich angestiegenen Infektionszahlen. Vor allem im Süden und Westen mussten zuletzt einige Lockerungen ganz oder teilweise wieder zurückgenommen werden. Viele der zuweilen über 70 000 Neuinfektionen pro Tag kamen zuletzt aus den bevölkerungsreichen Bundesstaaten Florida, Texas und Kalifornien. Doch die Johns-Hopkins-Universität sieht Anstiege in den meisten Staaten – derzeit besonders in Alabama, Nevada oder South Carolina.
«Während die Infektionsraten in 41 anderen Staaten steigen, sinken unsere Zahlen stetig», sagte Gouverneur Cuomo am Dienstag. «Gestern hatten wir (mit zwei) die niedrigste Zahl an Todesopfern seit Beginn der Pandemie – und das ohne Todesfälle in New York City». Zu Hochzeiten starben in dem Bundesstaat an der US-Ostküste pro Tag an die 800 Personen. Doch auch wenn die grösste Metropole der Vereinigten Staaten vorläufig über den Berg scheint, gehen viele seiner Bewohner davon aus, dass New York als Finanzzentrum und Knotenpunkt das Virus nicht dauerhaft aussperren kann.
Schritt für Schritt zurück
Unterdessen ist das Leben mehr als drei Monate nach dem Höhepunkt der Covid-19-Pandemie in New York zumindest wieder teilweise zurückgekehrt, auch wenn die Wirtschaft nach wie vor leidet. Viele Restaurants haben sich Holzterrassen auf die Strassen und Gehwege vor ihren Türen gebaut, wenigstens hier zieht das Geschäft wieder an.
Um das Abstandhalten zu ermöglichen, sind einige Strassen verkehrsberuhigt – gerade dort und in den Parks treffen sich nach Feierabend oder an Wochenenden wieder Freunde. Die meisten New Yorker – anders als viele ihrer Landsleute – sieht man auch mit Maske. «Sonst werde ich verspottet», sagte ein Mann in einem Kiosk in Brooklyn zur Erklärung, obwohl er nicht an den Schutz glaubt.
«Es ist dumm, was ihr tut!»
Vor allem Jüngere aber gingen mit der Situation zuletzt teilweise zu entspannt um. Am Wochenende feierten dem Lokalsender NBC New York zufolge etwa 800 junge Erwachsene eine Party am Strand von Long Beach vor der Toren New Yorks. Die Bilder zeigten kaum Personen mit Schutzmaske, die Polizei griff nach eigenen Angaben nicht ein, um die Situation nicht zu eskalieren, hatte es doch schon Flaschenwürfe auf Polizeiautos gegeben. «Die jungen Leute verstehen nicht, was ihnen oder ihrer Familie passieren kann», sagte Anwohnerin Janie Zuckerman zu dem TV-Sender.
Auch Videos unter anderem aus dem New Yorker Stadtteil Queens hatten am Wochenende die Runde gemacht und für viel Unverständnis gesorgt. Grössere Menschenmassen hatten dort dicht gedrängt auf der Strasse getanzt und gefeiert. «Es ist dumm, was ihr tut!», hatte Gouverneur Cuomo am Montag in Richtung der Partygänger geschimpft und nahm auch die seiner Meinung nach zu passive Polizei in die Verantwortung: «Diese Mengen müssen auseinandergetrieben werden».
Deshalb greift die Regierung des Bundesstaates nun auch rigoros gegen Lokale durch, die gegen die Vorschriften verstossen. «Die Restaurants und Bars, die junge Leute zum Zusammenkommen ermutigen, drohen uns in die Hölle zurückzubringen, die wir vor drei Monaten erlebt haben», so Cuomo am Dienstag. Bisher wurde vier Einrichtungen die Alkohollizenz entzogen.
Phase 4
Seit Montag befindet sich New York City in der vierten und letzten Phase des bundesstaatlichen Wiedereröffnungsplans. Eigentlich hätten unter anderem Museen und Innenbereiche von Lokalen geöffnet werden sollen, doch genauso wie Shows am Broadway und andere Aktivitäten in Innenräumen bleiben diese Lockerungen vorerst aus. Die Angst vor der zweiten Welle in New York bleibt hoch. (awp/mc/pg)