Des Moines – Nach der chaotischen ersten Vorwahl der Demokraten im US-Präsidentschaftsrennen wird mit Spannung erwartet, ob sich die vorläufigen Ergebnisse bestätigen. Teil-Resultate sehen den aufstrebenden Ex-Bürgermeister Pete Buttigieg vorne. Der 38-Jährige kam nach Auszählung von 71 Prozent aller Wahlbezirke im Bundesstaat Iowa auf die meisten Delegiertenstimmen – dicht gefolgt von dem linken Senator Bernie Sanders, wie die Demokratische Partei in Des Moines am Dienstag mitteilte.
Buttigieg kam nach dem vorläufigen Stand der Auswertung auf 26,8 Prozent der Delegiertenstimmen, Sanders auf 25,2 Prozent. Mit einigem Abstand folgen demnach Warren mit 18,4 Prozent und schliesslich Biden mit 15,4 Prozent. Bis wann die restlichen Daten und damit das Endergebnis vorliegen werden, war zunächst unklar.
Buttigieg sprach von einem «erstaunlichen Sieg» – ganz gleich, was als nächstes passiere. «Ich habe noch nie so sehr an unsere Kampagne, an unser Team und an unsere Vision geglaubt, die uns an diesen Punkt gebracht hat.» Buttigieg sprach in Laconia im Bundesstaat New Hampshire. Dort ist am kommenden Dienstag die zweite Vorwahl der Demokraten geplant.
Viel Aufmerksamkeit für den jüngsten Bewerber
Der Ex-Bürgermeister aus South Bend im US-Staat Indiana war vor einem Jahr Buttigieg auf nationaler Ebene in den USA noch weitgehend unbekannt, doch der Demokrat zog mit seiner Wahlkampagne nach und nach viel Aufmerksamkeit auf sich und fuhr zwischendurch immer wieder erstaunliche Umfragewerte ein.
Buttigieg hat schon wegen seines schwer auszusprechenden Nachnamens Gesprächswert. Dieser klingt ungefähr wie Bu-ti-dschidsch. Auf Stickern, die seine Anhänger verteilen, steht: BOOT EDGE EDGE. Im Internet gibt es diverse Aussprache-Anleitungen dazu. Zudem ist Buttigieg offen homosexuell, und er könnte bei einem Wahlerfolg nicht nur der jüngste Präsident der Geschichte der USA, sondern auch der erste bekennende schwule Regierungschef des Landes werden.
Buttigieg spricht sieben Sprachen
Buttigieg hat einen Vorzeige-Lebenslauf. Er studierte an den Universitäten Harvard und Oxford. Danach arbeitete er als Unternehmensberater bei McKinsey, bevor er in die Politik wechselte. Er war bei der Navy und legte 2014 für einen siebenmonatigen Einsatz in Afghanistan eine Pause bei seinem Bürgermeisterjob ein. Zudem hat er bereits seine Memoiren geschrieben, spielt Klavier und Gitarre und spricht neben Englisch sieben weitere Sprachen – darunter Maltesisch, weil sein Vater aus Malta stammt.
Chaos nach den «Caucuses»
Iowa hatte die Vorwahl bereits am Montagabend (Ortszeit) abgehalten. Wegen einer schweren technischen Panne bei der Demokratischen Partei zog sich die Veröffentlichung aber ungewöhnlich lange hin. Die Entscheidung in Iowa fiel nicht in Wahllokalen, sondern bei «Caucuses» – vielen Hundert zum Teil ganz kleinen Parteiversammlungen. Bei diesen Treffen verteilt über den ganzen Staat stimmten Demokraten und Republikaner in einem komplizierten Prozedere darüber ab, wen sie für den besten Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei halten.
Iowa ist mit seinen drei Millionen Einwohnern auf nationaler Ebene kein Schwergewicht und schickt im Sommer auch nur wenige Delegierte zu den Nominierungsparteitagen von Demokraten und Republikanern. In dem kleinen Staat hat sich aber in der Vergangenheit oft gezeigt, wer am Ende als Kandidat seiner Partei das Rennen macht. Die Signalwirkung ist also gross. Wer in Iowa nicht unter den ersten drei seiner Partei landet, dessen weitere Aussichten gelten als trübe.
Nächste Station: New Hampshire
Kurz nach Iowa steht am 11. Februar die nächste Vorwahl in New Hampshire an. Auch dort liegt Sanders in Umfragen unter den demokratischen Präsidentschaftskandidaten vorne – mit deutlichem Abstand zu Biden. Sanders zeigte sich vor Anhängern in Milford zuversichtlich, bei der Vorwahl in New Hampshire zu gewinnen. Er sagte mit Blick auf Trump: «Lasst uns den gefährlichsten Präsidenten in der modernen Geschichte Amerikas besiegen.» Am 3. März folgt im Rennen um die Kandidatur die nächste grosse Wegmarke: der «Super Tuesday» mit Abstimmungen in mehr als einem Dutzend US-Bundesstaaten. Die Vorwahlen ziehen sich insgesamt bis Juni hin.
Auf Nominierungsparteitagen küren Demokraten und Republikaner im Sommer dann endgültig ihre Präsidentschaftskandidaten – die Demokraten im Juli in Milwaukee, die Republikaner im August in Charlotte. Zu diesen Parteitagen werden aus jedem Bundesstaat Delegierte geschickt. Bei den Vorwahlen wird bestimmt, wie viele dieser Delegierten die jeweiligen Kandidaten auf sich vereinen können. Die Präsidentschaftswahl steht schliesslich am 3. November an. (awp/mc/pg)