Die Zahlen zum Bruttoinlandprodukt (BIP) Deutschlands für das dritte Quartal sind von 0.2 % auf 0.1 % revidiert worden. Die Detailzahlen zeigen, wo der Schuh drückt.
von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Es ist kein glänzendes Wachstum, doch immerhin steht ein schwacher Zuwachs zu Buche. Ursprünglich war davon auszugehen, dass es im dritten Quartal in den Rückwärtsgang geht. Vor diesem Hintergrund ist der kleine Zuwachs ein Trost. Das Wachstum folgt allerdings einem Rückgang von 0.3 % im zweiten Quartal. Das Stop-and-Go beim Wachstum hält damit an.
Das Wachstum im dritten Quartal war dem privaten und dem öffentlichen Konsum zu verdanken. Gegenüber dem Vorquartal legte der private Konsum um 0.3 % zu. Die privaten Haushalte profitierten von geringeren Teuerungsraten und Lohnzuwächsen. Die Staatsausgaben erhöhten sich um 0.4 %.
Die Detailzahlen zeigen, wo der Schuh drück. Es sind die Investitionen. Die Anlageinvestitionen gingen im dritten Quartal um 0.2 % zurück. Die Unternehmen sind mit zu vielen Unabwägbarkeiten konfrontiert. Zu nennen sind dabei die weitere wirtschaftliche Entwicklung, die offensichtliche Deglobalisierungstendenz und die bestehenden Unsicherheiten hinsichtlich der Energiepreise.
Häufig ist auch zu beobachten, dass es Unternehmen nicht an Aufträgen mangelt, sondern an Arbeitskräften. Schon jetzt belastet der demografische Wandel das Wachstum schwerwiegend. Auch die Bauinvestitionen waren im dritten Quartal rückläufig. In Anbetracht der vergleichsweise hohen Zinsen und Immobilienpreisen kommt dies alles andere als unerwartet.
Die Exporte passen ins Bild einer schwachen Weltwirtschaft. Die Ausfuhren schrumpften um deutliche 1.9 % gegenüber dem Vorquartal.
Wie geht es weiter? Zwei gegenpolige Effekte sind derzeit auszumachen. Die rückläufigen Inflationsraten und steigende Löhne führen zu einer Verbesserung der Einkommenssituation privater Haushalte. Andererseits nehmen die Jobunsicherheiten zu. Grosse Automobilhersteller kündigen Entlassungen an und auch bei den Zulieferern bestehen Personalüberhänge. Wer sich nicht sicher ist, wie es mit seinem Job weitergeht, gibt auch nichts aus.
Gleichzeitig dürfte das Investitionswachstum mager ausfallen. Die Hoffnungen beruhen auf niedrigeren Zinsen und darauf, dass sie Unternehmen zu mehr Investitionen anspornen. Niedrigere Zinsen können auch der angeschlagenen Bauwirtschaft neues Lebeneinhauchen. Angesichts der Exportabhängigkeit Deutschlands werden aber selbst diese Effekte nicht zu einem üppigen Wachstum führen. (VP Bank/mc)