Die deutschen Konjunkturbäume wachsen nicht in den Himmel. Das ist die Botschaft des heutigen ifo-Geschäftsklimaindex.
von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Seit Jahresbeginn ist das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer nach oben geklettert, die vom ifo-Institut befragten Unternehmen senken jetzt im Juni aber im Vergleich zum Mai die Daumen ein wenig. So richtig rund läuft es eben doch nicht. Schon am vergangenen Freitag fielen die Einkaufsmanagerindizes unerwartet.
Während sich die Lage im Dienstleistungssektor weiter verbessert, haben sich die Aussichten im verarbeitenden Gewerbe gegenüber Mai eingetrübt. Dabei dürfte auch die schwierige geopolitische und innenpolitische Lage eine Rolle gespielt haben. Zu nennen sind hier der Handelskonflikt, der Ausgang der Europawahlen und die anhaltende Uneinigkeit in der Ampelregierung.
Allerdings darf nicht übersehen werden, dass der ifo-Geschäftsklimaindex trotz des Rückgangs im Juni auf einem höheren Niveau notiert als zu Jahresbeginn. Es bleibt also grundsätzlich bei einer moderaten konjunkturellen Erholung. Während bislang der Dienstleistungssektor die tragende Konjunkturstütze war, wird mit Blick auf die zweite Jahreshälfte auch die Industrie zumindest kleine positive Wachstumsimpulse liefern können. Das Verarbeitende Gewerbe dürfte von einer etwas höheren Auslandsnachfrage profitieren. Rückläufige Inflationsraten verbessern die reale Kaufkraft der privaten Haushalte. Und auch die Bauwirtschaft kann hoffen. Die EZB hat mit Leitzinssenkungen begonnen und wird weitere geldpolitische Lockerungen vornehmen, die sich in günstigeren Baufinanzierungen niederschlagen sollten.
Die wirtschaftliche Erholung wird jedoch moderat ausfallen. Die Weltwirtschaft präsentiert sich zwar besser als erwartet, von einem deutlichen Aufschwung kann aber keine Rede sein. Dafür wiegen die strukturellen Belastungsfaktoren in China zu schwer. Auch die Verbraucher werden trotz deutlich niedrigerer Inflationsraten nicht in einen Konsumrausch verfallen. Die Reallohnverluste der vergangenen Jahre wirken noch lange nach. Die deutsche Wirtschaft wird in den kommenden Quartalen kaum über Wachstumsraten von 0,3 % hinauskommen. (VPB/mc)