VP Bank Spotanalyse: Inflation in der Eurozone sinkt deutlich

Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank, Moneycab)

Der vorläufigen Schätzung zufolge fällt die Inflationsrate für die Eurozone im September von 2.2 % auf 1.8 %. Die Kernrate, bei welcher die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise ausgerechnet werden, sinkt im September auf voraussichtlich 2.7 % nach 2.8 % im August.

von Thomas Kitzel, Chief Economist VP Bank

Dass die Inflationsrate für die Eurozone im September deutlich fallen wird, war aufgrund der Vorgaben der nationalen Statistikbehörden klar. Der Rückgang auf 1.8 % ist also keine grosse Überraschung. Der deutliche Fall der Teuerungsrate ist vor allem Basiseffekten im Bereich der Energiepreise zu verdanken. Die Energiepreiskomponente des harmonisierten Verbraucherpreisindex fiel um satte 6 % gegenüber dem Vorjahresmonat.

Besonderes Augenmerk gehört aber vor allem der Kernrate, denn bei dieser Grösse bereitet die Preisentwicklung im Dienstleistungssektor seit längerem Sorgen. An dieser Grundkonstellation hat sich im September nichts Nennenswertes verändert. Nach Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat stiegen die Dienstleistungspreise im September mit 4 % gegenüber dem Vorjahr zwar schwächer als noch im August (4.1 %), aber der absolute Preisanstieg ist noch immer üppig.

Die Energiepreisbasiseffekte werden im November auslaufen. Dann wird die Inflationsrate wieder über der 2-Prozent-Marke liegen. Wie es anschliessend weiter geht, hängt entscheidend davon ab, wie sich die Dienstleistungspreise entwickeln. In Anbetracht der sich eintrübenden konjunkturellen Situation und den Entlassungsmeldungen aus dem Unternehmenssektor wird der Preiserhöhungsspielraum eingeschränkt. Dies gilt gerade für die zuletzt deutlich gestiegenen Preise im Hotel- und Gaststättensektor. Wir rechnen damit, dass der Preisauftrieb mittelfristig weiter abebbt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zunehmend grünes Licht für eine Zinssenkung an der kommenden Sitzung im Oktober. Nicht nur aufgrund der fallenden Inflationsrate, sondern auch aufgrund des trüberen konjunkturellen Ausblicks. So könnten auch die Aussagen von EZB-Chefin Christine Lagarde an ihrer gestrigen Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments interpretiert werden: Es gebe Fortschritte bei der Inflationsentwicklung und diese würden auf der Oktober-Sitzung berücksichtigt . Eine Zinssenkung am 17. Oktober gilt an den Finanzmärkten mittlerweile als so gut wie sicher. (VPB/mc)

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