VP Bank Spotanalyse: Türkei droht Abwertungsspirale

Thomas Gitzel

Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Vaduz – Der Fall der türkischen Lira ist ein Paradebeispiel für verloren gegangenes Vertrauen der Finanzmärkte. Und die Zinssenkung der türkischen Notenbank von 200 Basispunkten am Donnerstag ist exakt der falsche Schritt, es zurückzugewinnen. Anstatt der Währungsabwertung und der hohen Inflationsrate von knapp 20 % mit Zinserhöhungen zu begegnen, werden die geldpolitischen Zügel gelockert.

Von Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist, VP Bank
 

Da das Land unter einem Berg von Fremdwährungskrediten leidet, wird die Währungsschwäche zu einem akuten Problem. Gemessen am Bruttoinlandprodukt liegt die Auslandsverschuldung bei rund 50 %. Gemäss Zahlen der türkischen Notenbank lauten davon 56 % auf US-Dollar, 30 % auf Euro.
 
Das Gros der Schulden wurde vom türkischen Privatsektor aufgenommen. Vor allem Unternehmen und Banken greifen zur Refinanzierung gerne auf Auslandskredite zurück. Der grössere Kapitalmarkt im Dollar oder im Euro und die damit einhergehende grössere Investorenbasis spielen dabei eine zentrale Rolle, aber natürlich auch das tiefere Zinsniveau.
 
Weitere Bonitätsherabstufungen möglich
Gerade weil die Abwertungen der Lira direkten Einfluss auf die Auslandsverschuldung haben, wird der geldpolitische Kurs der Türkei auch die Ratingagenturen auf den Plan rufen. Weitere Bonitätsherabstufungen könnten auf der Agenda stehen. Damit besteht das Risiko eines Teufelskreises von Bonitätsherabstufungen und Abwertungen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit bis die türkische Lira gegenüber dem US-Dollar die Marke von 10 überspringt (derzeit rund 9.65).
 
Der türkische Umgang mit den Abwertungen dürfte auch von den Notenbankern und Regierungen anderer Schwellenländer mit Argwohn betrachtet werden. Denn wie so oft werden andere Währungen in Sippenhaft genommen. Auch der brasilianische Real steht unter Abgabedruck.


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