VP Bank: Spotanalyse zur Entwicklung des chinesischen BIP
Thomas Gitzel, Senior Economist (Emerging Markets) der VP Bank.
Vaduz – Der chinesische BIP-Zuwachs fällt auf ein dreijähriges Tief. Der Neuigkeitsgehalt der Zahl ist aber beschränkt. Eine schwache Wachstumsrate hatte sich bereits in den vergangenen Wochen abgezeichnet. Von eigentlichem Interesse ist die Frage, ob das BIP-Wachstum im 2. Quartal das vorläufige Tief markiert oder nicht.
Die ebenfalls heute veröffentlichten Juni-Zahlen zur Industrieproduktion, den Investitionen und den Einzelhandelsumsätzen lassen diesbezüglich weitergehende Schlüsse zu. Die Zuwachsraten bei den Investitionen konnte sich mit einem Plus von 20.4% leicht erholen, liegt aber immer noch auf 10-jährigen Tiefs. Selbst kurz nach dem Lehman-Kollaps war das Investitionswachstum höher. Die Zuwachsrate der Industrieproduktion und der Einzelhandelsumsätze fiel weiter zurück.
Die Wachstumswende wird deshalb noch auf sich warten lassen. Im aktuell laufenden Quartal ist deshalb bestenfalls mit einer Stabilisierung auf Höhe der gegenwärtigen Niveaus zu rechnen. Geldpolitische Lockerungen werden aus unserer Sicht nicht den gewünschten Erfolg zeigen. Die Hoffnungen ruhen vielmehr auf der chinesischen Politik, die mit umfangreichen Infrastrukturprojekten direkten Einfluss auf den BIP-Zuwachs hat. Die Regierung in Peking erhöhte bereits die Infrastrukturausgaben und wird dies auch weiter tun. Spätestens zum politischen Führungswechsel im Oktober dürften wieder bessere Wachstumsdaten aus der Volksrepublik zu vermelden sein. (VP Bank/mc/pg)