VW-Konzernchef Martin Winterkorn.
Wolfsburg – Europas grösster Autohersteller VW blickt nach einem weiteren Rekordjahr vorsichtig auf 2013. Der Konzern rechnet beim operativen Gewinn mit einer Stagnation. Wegen der weiter schwierigen Lage der Wirtschaft rechnet VW beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) mit einem Wert auf dem 2012er-Niveau. Bei den Auslieferungen und Umsatz will der Konzern weiter zulegen. Am Markt wurde der Ausblick mit Ernüchterung aufgenommen. Das im Dax notierte Vorzugspapier sackte nach Bekanntgabe der Zahlen und der Prognose rund fünf Prozent ab und kostete erstmals seit Dezember weniger als 170 Euro.
Daran konnte auch das Rekordergebnis im vergangenen Jahr nichts ändern. Der operative Gewinn sei trotz hoher Kosten für Modelleinführungen und sein neues Baukastensystem MQB leicht auf 11,5 Milliarden Euro gestiegen, wie der Konzernauf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Die Wolfsburger selbst hatten sich ein EBIT auf dem Vorjahresniveau von 11,3 Milliarden Euro zum Ziel gesetzt – Analysten hatten aber bereits auf einen leichten Zuwachs spekuliert.
Astronomischer Überschuss
Unter dem Strich fuhr VW einen Gewinn von 21,7 Milliarden Euro nach Minderheiten ein – und damit so viel wie noch nie. Rund die Hälfte davon stammt aber aus Buchgewinnen aus der vollständigen Porsche-Übernahme vom Sommer. Schon 2011 hatte VW mit 15,4 Milliarden Euro nach Minderheiten eine Bestmarke aufgestellt – damals noch dank Aktienoptionen wegen der zunächst abgesagten Porsche-Übernahme. Für 2012 schlug der Konzern eine Dividende von 3,50 Euro je Stammaktien vor. Für Vorzugsaktien sollen 3,56 Euro ausgeschüttet werden. Das sind in beiden Fällen 0,50 Euro mehr als vor einem Jahr.
Übernahmen treiben Umsatz gegen 200 Mrd Euro
Beim Umsatz legte der Konzern um ein Fünftel auf 192,7 Milliarden Euro zu. Ausschlaggebend sind die geglückte Übernahmen der Sportwagenschmiede Porsche und des Lkw- und Maschinenbauers MAN sowie dem Verkauf von mehr als 9 Millionen Fahrzeugen, die der Konzern trotz der Flaute auf den europäischen Märkten auslieferte. Vor allem in Asien und hier speziell auf dem grössten Einzelmarkt China lief es für den Konzern rund. Auch in den USA blieb VW auf Rekordjagd.
VW-Aufseher begrenzen Vorstandsboni – Winterkorn-Gehalt sinkt
Nach der heftigen Kritik am Millionengehalt von VW-Chef Martin Winterkorn hat der Aufsichtsrat des Autobauers die umstrittenen Bonuszahlungen für den Vorstand in Teilen begrenzt. Dadurch sinkt auch Winterkorns Gesamtvergütung von zuletzt rund 17,5 auf 14,5 Millionen Euro. Die Kontrolleure beschlossen am Freitag in Wolfsburg neue Regeln zur Bestimmung erfolgsabhängiger Komponenten. Demnach sollen Boni nur noch für Geschäftsjahre fliessen, in denen ein Betriebsgewinn von mindestens fünf Milliarden Euro verbucht wird. Wie das Unternehmen mitteilte, bleibt die Berechnung der ebenfalls variablen «langfristigen Anreize» dagegen unverändert. (awp/mc/pg)