VW-Konzernchef Martin Winterkorn.
Wolfsburg – VW-Chef Martin Winterkorn hat der Belegschaft in Deutschland einen Rekordbonus in Aussicht gestellt, zugleich aber Erwartungen für 2012 gedämpft. Das kommende Jahr werde «wesentlich härter», sagte Winterkorn in einem Interview mit dem «Handelsblatt» vom Montag. Bei der nächsten Tarifrunde im Frühjahr müsse man sehen, ob über einen Inflationsausgleich hinaus noch etwas möglich sei. Insgesamt sei Europas grösster Autobauer aber gut gerüstet: «Klar ist, dass wir auch 2012 eine hohe Auslastung fahren.»
In diesem Jahr wird der Volkswagen-Konzern nach Worten Winterkorns mehr als acht Millionen Autos verkaufen und damit eine Million mehr als im Vorjahr. 2010 hatte der Wolfsburger Autobauer seinen Absatz ebenfalls schon um knapp eine Million Autos erhöht. Das Jahr 2011 werde auch operativ «ein sehr gutes Jahr», sagte Winterkorn. Davon werde die Belegschaft mit einem Erfolgsbonus auf Rekordniveau profitieren. Volkswagen schüttet laut Tarifvertrag zehn Prozent des operativen Ergebnisses der Kernmarke an die fast 100 000 Beschäftigten in den sechs westdeutschen Werken aus. Im vorigen Jahr erhielten sie 4000 Euro.
2011: 3,2% mehr Lohn plus 1% des Jahresgehalts
Zu der im nächsten Jahr anstehenden Tarifrunde bei Volkswagen sagte Winterkorn: «Angesichts der sich abzeichnenden konjunkturellen Probleme streben wir mindestens einen Inflationsausgleich an, und müssen dann sehen, ob wir uns darüber hinaus noch etwas leisten können.» Die IG Metall will im Februar 2012 über ihre Forderungen entscheiden, die Verhandlungen beginnen voraussichtlich im Mai. In diesem Jahr hatten die VW-Beschäftigten seit 1. Mai 3,2 Prozent mehr Geld und im Februar einmalig ein Prozent ihres Jahresentgelts bekommen.
«Gewaltige Leistung der Mannschaft»
Winterkorn lobte die «gewaltige Leistung der Mannschaft». Das kommende Jahr werde für die Branche aber schwieriger. «Insgesamt rechnen wir in Europa mit einem Marktrückgang», sagte der VW-Chef. Das gelte insbesondere für die hoch verschuldeten Länder, wie Italien oder Spanien. Aber auch die Entwicklung in anderen Weltregionen gelte es genau zu beobachten. Allerdings wachse die Nachfrage in China und Amerika weiter. In den USA werde der Konzern den jährlichen Absatz innerhalb von drei Jahren auf mehr als 400.000 Autos verdoppeln. Dabei dürften schon im nächsten Jahr 80 Prozent der in den USA verkauften Autos aus der neuen Fabrik in Chattanooga oder aus dem mexikanischen Werk Puebla kommen.
Winterkorn hält an Suzuki-Beteiligung fest
Im Streit mit dem Partner Suzuki hält Winterkorn entschlossen an der Beteiligung an dem japanischen Kleinwagenspezialisten fest. «Unseren Anteil an Suzuki in Höhe von 19,9 Prozent verkaufen wir nicht», sagte er. Wenn die derzeitige Führungsmannschaft nicht mit VW zusammenarbeiten wolle, dann wolle es vielleicht die nächste Generation. Die beiden Partner werfen sich gegenseitig Vertragsbruch vor. Suzuki dringt seit Wochen auf einen Ausstieg seines Grossaktionärs. (awp/mc/ps)