VW-Konzern verdient wegen höherer Kosten und Absatzminus weniger

VW-Konzern verdient wegen höherer Kosten und Absatzminus weniger
Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume. (Bild: Volkswagen)

Wolfsburg – Der Volkswagen-Konzern ist angesichts von Problemen in China und belastet von Modellanläufen schwächer ins neue Jahr gestartet. Bei den Gewinnbringern, der Sportwagentochter Porsche sowie der Premiummarke Audi, lief es weniger rund als noch ein Jahr zuvor. Bessere Geschäfte mit den Massenmarken rund um die Kernmarke VW Pkw sowie bei der Lkw-Holding Traton konnten das nicht wettmachen. Auch die Finanzdienstleistungsgeschäfte laufen wegen niedrigerer Gebrauchtwagenpreise nicht mehr ganz so rund wie zuvor. Für den Rest des Jahres sieht das Management aber dank höherer Bestellungen für Elektroautos sowie den Aufträgen für die neuen Modelle vom Tiguan und Passat Besserung. Die VW-Aktie gab merklich nach.

Das Papier verlor nach Handelsstart 1,6 Prozent auf 118,80 Euro. Ausgehend von den Tiefs im Herbst bei teils unter 100 Euro hatte sich der Kurs in den vergangenen Monaten erholt. Seit Februar pendelt er im Wesentlichen um die 120 Euro.

Der schleppende Start sei weitgehend erwartet worden, doch die Entwicklung beim Finanzmittelfluss sei so schwach nicht vorhergesehen worden, schrieb Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies. JPMorgan-Experte Jose Asumendi sprach von einem «stabilen Start» ins Jahr. Der Abfluss von Finanzmitteln im ersten Quartal sei dem Lageraufbau für die kommende Produktoffensive geschuldet.

Der Konzernumsatz bei VW ging um ein Prozent auf knapp 75,5 Milliarden Euro zurück, wie die Wolfsburger am Dienstag mitteilten. Zwar hatte der Konzern bereits Mitte des Monats bei den Auslieferungen an Endkunden ein Plus von gut drei Prozent gemeldet – der für den Umsatz entscheidende Absatz ging hingegen um zwei Prozent auf 2,08 Millionen Autos zurück. Während Händler also mehr Autos in Kundenhände übergaben als ein Jahr zuvor, verkaufte der Konzern weniger Fahrzeuge an eben diese Händler, was die Erlöse schmälerte. Experten hatten mit einer solchen Entwicklung wegen der anstehenden neuen Modelle im Konzern bereits gerechnet. Die Produktion neuer Modelle muss in der Branche oft erst hochlaufen, während Händler noch Restbestände der alten Version vom Hof verkaufen.

Das operative Ergebnis fiel um ein Fünftel auf 4,59 Milliarden Euro. Die entsprechende operative Marge sackte um 1,4 Prozentpunkte auf 6,1 Prozent ab und lag damit wie vom Management bereits avisiert unter den Zielsetzungen für das Gesamtjahr. Analysten hatten im Schnitt mit etwas weniger Einbussen gerechnet. Das Ergebnis nach Steuern im Konzern fiel um fast 22 Prozent auf 3,71 Milliarden Euro. Die Jahresprognosen bestätigte das Management um Chef Oliver Blume.

Mehrere Belastungsfaktoren
VW führte das schwächere operative Ergebnis auf das gesunkene Absatzvolumen, einen ungünstigeren Verkaufsmix bei Marken und Modellen sowie auf höhere Fixkosten zurück. Die Markteinführung neuer Modelle bei der Renditeperle Porsche sowie Lieferengpässe bei Audi belasteten die Konzernzahlen. Die Gruppe mit den Massenmarken VW Pkw, Seat/Cupra, Skoda und VWN (leichte VW Nutzfahrzeuge) verdiente hingegen mehr als ein Jahr zuvor.

«Ein starker März, die solide Auftragslage und der sich verbessernde Auftragseingang der letzten Monate sind ermutigend, und sollten sich bereits im zweiten Quartal positiv auswirken», sagte VW-Finanzchef Arno Antlitz laut Mitteilung. Die Spar- und Ergebnisprogramme in den Marken des Konzerns sollen ihm zufolge im Laufe des Jahres allmählich Wirkung entfalten. «In diesem Zusammenhang ist es entscheidend, den gestiegenen Fixkosten entschieden entgegenzuwirken und diszipliniert zu investieren», sagte der Manager.

VW steuert in vielen Marken bereits mit Spar- und Ergebnisprogrammen gegen. Vor allem die chronisch renditeschwache Kernmarke VW Pkw soll auf Trab gebracht werden. Markenchef Thomas Schäfer hatte Massnahmen vorgelegt, die bis inklusive 2026 zusammengenommen 10 Milliarden Euro positiven Effekt beim Ergebnis bringen sollen. Schon in diesem Jahr sollen 4 Milliarden Euro erreicht werden. Elemente sind unter anderem die gemeinsame Produktion mehrerer Marken in den Werken und ein lukrativerer Vertrieb, aber auch ein Arbeitsplatzabbau in der Verwaltung.

Derzeit hat der Konzern einen Auftragsbestand von 1,1 Millionen Fahrzeugen vorzuweisen, der damit gegenüber dem Jahresende 2023 auf hohem Niveau stabil blieb. Rund 160 000 Fahrzeuge davon sind rein batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV – battery electric vehicle), um die es im aktuellen Umfeld vor allem in Europa die meisten Nachfragesorgen gibt. Die Bestellungen für die Elektroautos hätten sich im Vergleich zum ersten Quartal 2023 mehr als verdoppelt, hiess es dazu von Volkswagen. Die Auftragseingänge für den neuen Tiguan und den neuen Passat seien ermutigend. (awp/mc/ps)

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