Volkswagen-Chef Martin Winterkorn.
Wolfsburg – Der Volkswagenkonzern will mit dem anhaltenden Rückenwind der starken Autokonjunktur auch im laufenden Jahr auf Rekordkurs bleiben. Nach dem besten Jahr der Unternehmensgeschichte sollen 2011 neue Bestmarken bei Absatz, Umsatz und operativem Ergebnis erzielt werden. «Unser Mehrmarkenkonzern hat die technologische Kompetenz, die nötige Finanzkraft und die richtige Mannschaft», sagte VW-Chef Martin Winterkorn am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz in Wolfsburg.
Schon in den ersten beiden Monaten stiegen die Auslieferungen um 17,5 Prozent auf 1,2 Millionen Autos. Der Konzern erwartet ein starkes erstes Quartal. «2011 dürfte ein gutes Jahr werden – für die Autoindustrie und für Volkswagen», sagte der VW-Chef. Konkrete Ziele hat sich der Konzern aber erst für das Jahr 2018 gesetzt. Bis dahin will VW weltweit führend werden, ausser beim Absatz auch bei der Zufriedenheit von Kunden und Mitarbeitern. «Von der Erreichbarkeit unserer strategischen Ziele sind wir deshalb heute mehr denn je überzeugt», sagte Winterkorn. Trotzdem verlor die Aktie am Vormittag fast 2,5 Prozent und notierte damit deutlich schlechter als der Dax.
Rekordjahr 2010
Im vergangenen Jahr verbesserte der Konzern alle wesentlichen Kennzahlen. Der Überschuss war sogar höher als das operative Gewinn. Hierzu trug das starke Finanzergebnis bei, in das allein aus dem China-Geschäft ein Beitrag von 1,9 Milliarden Euro einfloss. Hinzu kommen die Beteiligung an Porsche und die Neubewertung der Optionen für das Zusammengehen mit dem Sportwagenbauer . Der Konzern vervielfachte seinen Gewinn auf 7,2 Milliarden Euro auch, weil mit 7,2 Millionen Wagen deutlich mehr Autos und dabei mehr höherwertige Fahrzeuge verkauft wurden, in der Produktion mehr gespart wurde als erwartet und sich Wechselkurseffekte positiv auswirkten. Die Aktionäre sollen mit einer Dividende von 2,20 Euro je Stammaktie und 2,26 Euro je Vorzugsaktie belohnt werden.
Kernmarke VW: Gewinn vervierfacht
Insgesamt erzielte der Konzern ein operatives Ergebnis von 7,1 Milliarden Euro. Den grössten Anteil steuerte mit mehr als 3,3 Milliarden Euro die Ingolstädter Premiumtochter Audi bei. Die VW-Kernmarke konnte ihren operativen Gewinn auf knapp 2,2 Milliarden Euro nahezu vervierfachen. Die tschechische Tochter Skoda verdoppelte ihr operatives Ergebnis auf 447 Millionen Euro.
Seat und Bentley mit Verlust
Deutliche Verluste machten dagegen trotz gestiegener Auslieferungen die VW-Marken Seat und Bentley. Bei Seat fiel vor allem wegen des nach wie vor schwachen Heimatmarktes Spanien ein Minus von 311 Millionen Euro an. Die Konzerntochter soll 2013 die Gewinnschwelle überschreiten, sagte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. Bentley drückten Investitionskosten in neue Modelle mit 245 Millionen Euro ins Minus. Die Auslieferungen der Sportwagenmarke Lamborghini blieben 2010 hinter dem Vorjahr zurück.
Konzern wächst
An dem geplanten Zusammengehen mit der Porsche SE hält das Unternehmen fest. «Der integrierte Konzern von Volkswagen und Porsche wird in jedem Fall kommen», sagte Winterkorn. Als nächster Schritt steht die bis Ende Mai vorgesehene Kapitalerhöhung bei der Porsche SE mit einem Volumen von 5 Milliarden Euro an. «Die Vorbereitungen liegen voll im Plan», sagte der VW-Chef, der die Porsche SE in Personalunion führt.
Mehr als 18 Mrd Euro in Kasse
Zum geplanten engeren Zusammenrücken von MAN und Scania sagte Winterkorn: «Wir sehen in einer solchen Partnerschaft auf Augenhöhe grosse Chancen.» Allerdings seien noch keine Entscheidungen über Form der Zusammenarbeit und die künftige Beteiligungsstruktur gefallen Einen Zusammenschluss könnte der VW-Konzern aus der vorhandenen Liquidität problemlos stemmen, sagte Finanzvorstand Pötsch. VW hat mehr als 18 Milliarden Euro in der Kasse.
Zusammenarbeit mit Suzuki nicht ganz einfach
In der seit einem Jahr laufenden Partnerschaft mit Suzuki werden noch konkrete Projekte ausgelotet. Winterkorn räumte ein, dass die Zusammenarbeit über die Kulturen hinweg nicht ganz einfach sei. «Die Zusammenarbeit wird aber besser werden», versprach der VW-Chef. Mögliche Kooperationsthemen ist ein Kleinwagen für den indischen Markt sowie bei Antrieben.
Elektromobilität stärken
Um den Bereich Elektromobilität zu stärken, soll ein Campus am Stammsitz in Wolfsburg eingerichtet werden. In den kommenden Jahren sind dort Investitionen von 80 Millionen Euro geplant. Rund 1.100 Mitarbeiter sollen sich mit dem Thema beschäftigen. Erste rein elektrisch angetriebene Autos will der Konzern 2013 auf dem Markt bringen, zunächst mit dem neuen Kleinwagen Up und anschliessend mit einem E-Golf. Dabei soll das Baukastensystem auch bei den alternativen Antriebsformen zum Einsatz kommen und kostensenkend wirken. Ziel sei, die Autos alltagstauglich und bezahlbar zu machen. (awp/mc/ps/upd/ss)