VW-Vorstandschef Matthias Müller.
Wolfsburg – Volkswagen kürzt angesichts des Abgas-Skandals massiv die Investitionen in die Kernmarke VW. Wegen der hohen Kosten für die Aufarbeitung des Diesel-Dramas werde bei VW pro Jahr eine Milliarde Euro weniger als bisher geplant ausgegeben. Das Sparprogramm werde beschleunigt, teilte VW am Dienstag in Wolfsburg mit. Ausserdem solle die Diesel-Strategie neu ausgerichtet werden. Zur Entwicklung von Elektrofahrzeugen soll es einen neuen Standard-«Baukasten» für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge geben. Die neue Version des Luxuswagens Phaeton soll elektrisch werden.
VW hatte vor mehr als drei Wochen eingeräumt, mit einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert zu haben. Es drohen Milliardenkosten durch Klagen und Strafzahlungen.
Vollständiger Umstieg beim Diesel
«Die Marke Volkswagen stellt sich für die Zukunft neu auf», erklärte VW-Markenchef Herbert Diess. «Wir werden effizienter, richten die Produktpalette und Kerntechnologien neu aus und schaffen uns mit dem beschleunigten Effizienzprogramm den Spielraum für zukunftsweisende Technologien.»
Für Europa und Nordamerika wurde laut VW ein vollständiger Umstieg bei Diesel-Aggregaten auf eine fortschrittlichere und teurere Technologie für die Abgasreinigung «zum frühestmöglichen Zeitpunkt» beschlossen. «Nur noch die umwelttechnisch besten Abgassysteme werden in den Diesel-Fahrzeugen zum Einsatz kommen», versprach Diess.
Effizienzprogramm verschärfen
Auch beim Zukunftsthema Digitalisierung will VW vorankommen. Für Vernetzung und Fahrerassistenzsysteme werde ein neuer Standard definiert, hiess es.
Der neue VW-Konzernchef Matthias Müller hatte bereits angekündigt, dass ein noch von seinem Vorgänger Martin Winterkorn angestossenes «Effizienzprogramm» noch verschärft werde. Damit wollte VW ursprünglich spätestens von 2018 an rund fünf Milliarden Euro jährlich sparen. Winterkorn war im Zuge des Abgas-Skandals zurückgetreten.
Investitionen auf dem Prüfstand
Volkswagen müsse schnell auf die drohenden Kosten reagieren, hatte Müller vor einer Woche gesagt. «Nicht zuletzt, um unser gutes Rating an den Kapitalmärkten zu sichern. Das hat höchste Priorität.» Zudem hatte Müller bei einer Betriebsversammlung im VW-Stammwerk in Wolfsburg erklärt, geplante Investitionen auf den Prüfstand zu stellen.
Volkswagen hatte in einem ersten Schritt im dritten Quartal bereits 6,5 Milliarden Euro für die Folgen des Abgas-Skandals zurückgestellt – darin sind die erwarteten Kosten für die Nachbesserung der betroffenen Fahrzeuge enthalten. (awp/mc/ps)