Wacker-Konzernchef Rudolf Staudigl.
München – Der Halbleiter-Zulieferer und Chemiekonzern Wacker Chemie wird die Dividende nach einem eher enttäuschenden Jahr 2011 überraschend deutlich senken. Die Aktionäre sollen mit 2,20 Euro je Aktie eine im Vergleich zum Vorjahr um einen Euro niedrigere Dividende erhalten, teilte der MDax -Konzern am Mittwoch in München mit.
Ein unerwartet starker Nachfragerückgang im Halbleiter- und Solargeschäft im Schlussquartal hatte dem Konzern den Abschluss für 2011 verhagelt. Entsprechende Eckdaten hatte der Konzern bereits Ende Januar präsentiert. Trotz der schwachen Entwicklung im vierten Quartal hatten die von dpa-AFX befragten Analysten im Schnitt mit einer Dividende von 3,11 Euro je Aktie gerechnet.
Verhalten optimistischer Ausblick
Für das laufenden Jahr zeigte sich Konzernchef Rudolf Staudigl unterdessen verhalten optimistisch. «Auch wenn nach wie vor grosse Unsicherheiten für die Konjunktur bestehen und die Rahmenbedingungen nicht einfach sind, bin ich optimistisch, dass 2012 ein erfolgreiches Geschäftsjahr werden kann», sagte Staudigl. Nach dem schwachen Schlussquartal des vergangenen Jahres zeichne sich eine Erholung ab. Im ersten Quartal werde Wacker voraussichtlich den Umsatz zum Vorquartal steigern, aber unter dem starken ersten Quartal 2011 bleiben.
Umfeld bleibt mindestens bis Jahresmitte herausfordernd
Im laufenden Geschäftsjahr soll der Umsatz leicht auf rund fünf Milliarden Euro steigen. Dabei dürfte das wirtschaftliche Umfeld mindestens bis zur Jahresmitte herausfordernd bleiben. Die Polysiliciumpreise dürften erheblich unter dem Vorjahresniveau liegen. Zudem sei mit anhaltend hohen Rohstoffkosten zu rechnen. Aus diesen Gründen werde das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) 2012 deutlich unter dem Vorjahreswert liegen. Die Aktien gerieten im frühen Handel unter Druck, zuletzt verloren sie in einem freundlichen Marktumfeld fast drei Prozent. Händler sprachen von einem gemischten Ausblick.
Wachstum aus eigener Kraft im Fokus
In den weiteren Ausbau der Produktionskapazitäten will der Konzern im laufenden Jahr rund eine Milliarde Euro investieren. «Der Kern unserer Strategie liegt weiterhin im Wachstum aus eigener Kraft», sagte Staudigl. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern die Investitionen um 41 Prozent auf 981 Millionen Euro insbesondere zum Ausbau der Kapazitäten für polykristallines Reinstsilicium erhöht. Zum Jahresende 2011 beschäftigte der Konzern weltweit 17.168 Mitarbeiter und damit 854 mehr als ein Jahr zuvor. Gründe seien der Ausbau der Polysilicium- und Siliconaktivitäten.
Schwaches Halbleiter- und Solargeschäft im Q4
Ein unerwartet starker Nachfragerückgang im Halbleiter- und Solargeschäft im vierten Quartal hatte dem Konzern den Abschluss für 2011 verdorben. Zwar wuchs der Umsatz im Gesamtjahr 2011 leicht, unter dem Strich verdienten die Oberbayern aber deutlich weniger. Der Umsatz legte 2011 laut den bereits Ende Januar veröffentlichten Zahlen um drei Prozent auf 4,91 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank hingegen auf 1,1 (Vorjahr: 1,19) Milliarden Euro. Der Gewinn ging auf 356 (497) Millionen Euro zurück. Hauptgrund für den Rückgang war das schwache Geschäft im Schlussquartal. (awp/mc/ps)